Berlin - Die Regional-Regierung von Berlin ist
beunruhigt über antisemitische Übergriffe auf Juden in der deutschen
Hauptstadt. Es gebe erst seit zwei Jahren das Phänomen von
Übergriffen Jugendlicher aus türkischen oder arabischen Familien auf
Menschen, die als Juden erkennbar seien, sagte Innensenator Ehrhart
Körting am Dienstag. Er stellte eine Broschüre des
Verfassungsschutzes über Antisemitismus bei extremistischen
Organisationen vor. Diese Entwicklung habe mit der Verschärfung des
Nahostkonfliktes zu tun. "Da müssen wir sehr aufpassen", sagte der
Innensenator.
Nach Angaben des Verfassungsschutzes wurden 2003 in Berlin zwölf
Gewalttaten mit antisemitischem Hintergrund registriert. In diesem
Jahr waren es bis Ende September neun Körperverletzungen. Insgesamt
wurden im vergangenen Jahr 171 in Berlin verübte Straftaten als
antisemitisch bewertet, 2002 waren es 225. Weitere 46 Fälle wurden
als ausschließlich anti-israelisch und drei Fälle als antisemitisch
und anti-israelisch eingestuft. Unter den politisch motivierten
Straftaten in Berlin machten diese Delikte acht Prozent aus, 2002
zehn Prozent.
Bei jeder zweiten antisemitischen und anti-israelischen Straftat
2003 ging es um Volksverhetzung. Propagandadelikte und Beleidigungen
hatten einen Anteil von 27 Prozent, Körperverletzungen von drei
Prozent. 2004 haben sich die Zahlen nach den Worten der Leiterin des
Verfassungsschutzes, Claudia Schmidt, nicht wesentlich geändert.
Der Verfassungsschutz beleuchtet in seiner Broschüre den
Stellenwert des Antisemitismus bei islamistischen Organisationen.
Körting wies darauf hin, dass sich in deren Ideologie Stereotypen des
europäischen Rechtsextremismus wiederholten. Ein Bündnis zwischen
Rechtsextremisten und militanten Islamisten halte der
Verfassungsschutz dennoch nicht für wahrscheinlich. (APA/dpa)