Jerusalem - Nach Einschätzung der israelischen Polizei besteht die reale Gefahr, dass jüdische Siedler den geplanten Abzug aus dem Gazastreifen verhindern. "Dass der Staat oder die Regierung eine Entscheidung trifft, diese aber nicht durchsetzen kann, ist gefährlich für die Existenz des Staates Israel und die Demokratie in unserem Land", sagte Polizeichef Moshe Karadi am Dienstag laut Militärrundfunk. Auch die Gefahr von Anschlägen rechtsextremer Siedler auf Personen und den für Juden und Moslems gleichermaßen heiligen Tempelberg wachse, warnte Karadi.

Der ranghöchste Polizist Israels verglich die für nächstes Jahr geplante Räumung des Gazastreifens mit der Evakuierung der Sinai-Halbinsel 1982, gegen die sich die jüdischen Siedler ebenfalls gewehrt hatten. Die Evakuierung von Gush Katif, einem Siedlungsblock im Süden des Gazastreifens, werde "härter" als die der jüdischen Kolonie Yamit auf dem Sinai. Die Polizisten würden dennoch keine Gewalt, sondern allein ihre "Arme" einsetzen, sagte Karadi.

Führende Siedlervertreter hatten am Wochenende zum zivilen Ungehorsam gegen den geplanten Abzug aus dem Gazastreifen aufgerufen. Der Rat jüdischer Siedler unterstützte den Aufruf. Israels Regierungschef Ariel Sharon will bis nächsten September alle 21 Siedlungen im Gazastreifen sowie vier kleinere Außenposten im Westjordanland räumen lassen, die großen Blocks im Westjordanland aber beibehalten. Von der Evakuierung sind rund 8.000 Siedler betroffen.(APA)