Kapp berief sich auf die zwischen Wien und Prag eingerichtete "Temelin-Hotline", über die die österreichischen Behörden von Zwischenfällen in dem Kernkraftwerk informiert werden sollen. Nach Angaben des Sprechers haben österreichische Messstationen keine erhöhten Werte festgestellt. Es bestehe keine Gefährdung der Bevölkerung. Das österreichische Umweltministerium wird von den tschechischen Behörden einen detaillierten Bericht anfordern.
Hermetisch abgeschirmter Bereich
Temelin-Sprecher Nebesar bestätigte den Störfall, der sich in einem hermetisch abgeschirmten Bereich ereignet habe. Es habe keine Gefährdung von Menschen bestanden und es sei auch kein Kühlwasser außerhalb dieses Bereichs gelangt. Auch habe der Zwischenfall keinen Einfluss auf den Betrieb des Kraftwerkes gehabt, versicherte der Sprecher.
Zu dem Wasseraustritt kam es laut Nebesar im Laufe einer Operation, bei der die Konzentration der Borsäure im Primärkreislauf gesenkt wurde. Dabei werde reines Wasser zugeführt und das Wasser aus dem Primärkreislauf in ein Sonderbecken abgeführt, das sich in einem hermetisch abgeschirmten menschenleeren Raum befinde. Durch einen Messfehler sei das Becken übergelaufen und über eine eigens dafür errichtete Kanalisation abgeleitet worden.
"Präventive technische Änderungen"
Zu dem Störfall kam es einige Stunden nachdem Montag Früh die Turbine des zweiten Blocks ans Netz angeschlossen worden war. Der Block war vier Tage wegen einer geplanten Pause abgeschaltet gewesen, in der das Personal "präventive technische Änderungen" im Kühlsystem der Turbine durchgeführt hatte. Eine ähnliche geplante Pause ist auch für den ersten Block geplant - in den Tagen von 24. bis 31. Dezember.
Nach dem jüngsten Störfall will Oberösterreich Druck auf den Temelin-Betreiber CEZ ausüben. Der Beauftragten des Landes für grenznahe Atomanlagen, Radko Pavlovec, erklärte, man werde sich dabei auf die Frage der Nachrüstungen konzentrieren. Die Anlage des Atomkraftwerks befinde sich noch immer auf dem gleichen technischen Stand wir vor Beginn des Melker Prozesses, betonte Pavlovec.
"Weiteres Alarmsignal" Für Oberösterreichs Umweltlandesrat Rudi Anschober (G) ist der jüngste Zwischenfall in Temelin ein "weiteres Alarmsignal". Die Pannenserie reiße nicht ab, die Bundesregierung müsse bei den Betreibern und der tschechischen Regierung konsequent für die noch immer nicht umgesetzte ausreichende Nachrüstung des Atomkraftwerks eintreten, betonte er Montagabend in einer Presseaussendung.
Österreichische Atomkraftgegner wiesen darauf hin, dass es sich bei dem jüngsten Kühlwasseraustritt in Temelin bereits um den "Störfall Nummer 74" gehandelt habe. In einer Aussendung übten die Gruppen "OÖ Plattform gegen Atomgefahr", "Aktionskomitee Stop Temelin" und die "Salzburger Plattform gegen Atomgefahren (PLAGE)" Kritik an Umweltminister Pröll.