Laa an der Thaya - Das Durchschneiden des Stacheldrahtes, mit dem die Grenze zur Tschechoslowakei am 17. Dezember 1989 endgültig fiel, waren große emotionale Augenblicke, Momente, die man nie vergisst. Darüber waren sich die Zeitzeugen am Freitag in Laa an der Thaya bei der Enquete "15 Jahre Fall des Eisernen Vorhanges" einig. Altlandeshauptmann Siegfried Ludwig (V) sprach davon, wie er bereits Jahre zuvor intensiv um Kontakte mit der Tschechoslowakei bemüht war. Er bezeichnete die Entwicklung seit 1989 als "sehr erfreulich". Ein weiterer prominenter Zeitzeuge, Außenminister a.D. Alois Mock musste sein Erscheinen bei der Veranstaltung krankheitshalber ebenso absagen wie der tschechische Botschafter a.D. Jiri Grusa.

"Wir haben gebangt, ob die Revolution drüben tatsächlich sanft verlaufen wird", berichtete der Altbürgermeister von Laa, Georg Stenitzer, von den damaligen Ängsten. Die Gemeinde hatte sich im Auftrag des Innenministeriums darauf vorbereitet, 500 Quartiere für allfällige verletzte Flüchtlinge bereit zu stellen. Um so größer war die Freude, als sich der 17. Dezember zum Fest gestaltete. Er selbst hat noch heute zur Erinnerung ein Stück Stacheldraht in seinem Haus hängen.

"Inbegriff der Freiheit"

"Für uns war Wien der Inbegriff der Freiheit", erinnerte sich Tomas Podivinsky, heute Kabinettschef im tschechischen Außenministerium, 1989 Student in Prag - mit Wiener Wurzeln mütterlicherseits und zweisprachig aufgewachsen. Der heutige Bürgermeister von Laa, Manfred Fass, schilderte seine Kindheit, als er von den Eltern gewarnt wurde, nie zu nahe an den Eisernen Vorhang zu gehen. Dass dahinter ebenso Menschen lebten, war für ihn als Kind unvorstellbar. Bewegend dann auch die Erfahrung, im Dezember 1989 als Stadtrat rund 50 Journalisten aus aller Welt zu betreuen, die zu dem historischen Ereignis angereist waren.

Dass die erste Euphorie der Normalität bzw. auch Ernüchterung angesichts der Differenzen zwischen Österreich und Tschechien gewichen ist, bestätigten alle Teilnehmer. Nach den Worten der slowakischen Botschaftsrätin Veronika Lombardini hatte man in der Slowakei nicht damit gerechnet, dass der Weg in die EU so langwierig sein werde, dass die Niveauunterschiede tatsächlich so groß waren. "Wir haben in 40 Jahren enorm an Terrain verloren", verwies Lombardini auf den einst hoch entwickelten gemeinsamen Kulturraum.

Zu den Zukunftsperspektiven betonte Niederösterreichs für EU-Fragen zuständige Landesrätin Johanna Mikl-Leitner (V) die Wichtigkeit eines gemeinsamen Auftretens - auch, um in Brüssel für grenzüberschreitende Projekte Förderungen abzuholen. (APA)