München - Das Münchner Volkstheater hat nach heftiger
Kritik ein Plakat mit einem gekreuzigten Frosch, dem die Zunge
heraushängt und der einen gefüllten Bierkrug in der Hand hält,
zurückgezogen. "Keinesfalls wollten wir mit der Wahl dieses
Plakatmotivs die religiösen Gefühle von Menschen verletzen", sagte am
Freitag Intendant Christian Stückl. Mit dem Plakat, das auch auf
einem kleinen Werbe-Leporello des Theaters abgebildet ist, wollte die
städtische Bühne auf das Stück "Fegefeuer in Ingolstadt" von
Marieluise Fleißer (1901-1974) hinweisen, das am 25. Jänner im
Volkstheater Premiere hat.
Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der bereits eine
Sondersitzung des Ältestenrates einberufen hatte, begrüßte die
Entscheidung. Das Plakat hätte ohne Frage seines künstlerischen
Charakters religiöse Gefühle verletzt. Das Plakatmotiv basiert auf
einer Arbeit des 1997 gestorbenen Künstlers Martin Kippenberger.
Seine Holzskulptur war im Rahmen der Ausstellung "Grotesk" auch schon
im Münchner Haus der Kunst zu sehen.
Druck gestoppt
Es sei nicht die Absicht des Volkstheaters und auch nie Inhalt der
bisherigen Plakate gewesen, mit Provokation, Schock oder Blasphemie
zu werben, betonte Stückl, der in Salzburg den "Jedermann"
inszenierte und in seinem Heimatort Oberammergau die weltberühmten
Passionsspiele leitet. "Es stand und steht viel mehr eine
künstlerische und inhaltliche Auseinandersetzung im Vordergrund." Der
Druck des Plakates sei gestoppt worden. Soweit es möglich ist, soll
auch das Faltblatt aus dem Verkehr gezogen werden, sagte Stückl.
Vor allem Münchner Katholiken hatten mit Empörung auf das Plakat
reagiert. "Die Darstellung verunglimpft das zentrale Symbol des
Christentums", kritisierte der Generalvikar des Erzbistums München-
Freising, Domkapitular Robert Simon. Der Chef der CSU-Fraktion im
Münchner Rathaus, Hans Podiuk, erklärte: "Eine derartige Blasphemie
habe ich schon lange nicht mehr erleben müssen." Podiuk nannte es
ungeheuerlich, dass ein von der Stadt München finanziertes Theater
"dieser Verunglimpfung des Christentums Vorschub leistet". Auch Simon
erklärte, die Stadt München, die für das Theater aus Steuermitteln
jährlich 4,6 Millionen Euro aufwende, "kann eine solchen Angriff auf
einen großen Teil der Bürgerinnen und Bürger der Stadt nicht einfach
hinnehmen". (APA/dpa)