Nachwehen der PISA-Studie im Wiener Gemeinderat: In der Aktuellen Stunde hat am Freitag eine kontroverse Debatte zum Thema Sprachförderung im Kindergarten stattgefunden. Die ÖVP - von der das Thema stammte - kritisierte die regierende SPÖ, die, so hieß es, einer "Steinzeitpädagogik" anhänge. Sie glaube an "gesamtschulähnliche Ideen", befand VP-Bildungssprecher Walter Strobl. Er plädierte hingegen für eine klare Differenzierung bei den Fähigkeiten und sprach sich für ein frühes vorschulisches Programm mit dem Schwerpunkt Sprachentwicklung und -förderung aus.

"Wir bringen das Thema schon seit Jahren vor, doch die SPÖ ist nicht bereit, politische Gegebenheiten anzunehmen", kritisierte Strobl. Er betonte: "Wir sind der Auffassung, dass Menschen eine ihren Fähigkeiten entsprechende Förderung bekommen sollen." Und da der Kindergarten Angelegenheit der Gemeinden sei, könne Wien hier aktiv werden.

Ein frühes vorschulisches Programm helfe Kindern aus allen Sozialschichten, zeigte sich Strobl überzeugt. Die SPÖ solle sich von der "bildungspolitischen Lebenslüge" verabschieden, dass alle Menschen von Natur aus mit den selben Fähigkeiten ausgestattet sind, meinte der VP-Politiker. Laut seinen Angaben unterstützen auch türkische Elternverbände die Forderung der ÖVP.

Von Seiten der FPÖ kritisierte die Abgeordnete Heidrun Schmalenberg "Versäumnisse" der SPÖ. Die Sprachkenntnisse der Kinder in den Wiener Volksschulen sei zum Teil katastrophal. Es gebe "multikulturelle Gesellschaftsexperimente", die in weiterer Folge auch die Lehrer überfordern würden. In Wiener Kindergärten komme es unter anderem vor, dass österreichische Kinder türkische Volkslieder singen müssten.

Im Gegenteil dazu sprach sich die Grün-Politikerin Susanne Jerusalem klar für eine Förderung der Kinder in deren Muttersprache aus: "Wien ist mehrsprachig, so soll auch der Unterricht aussehen." In der Bildungspolitik hat sich ihrer Ansicht nach vor allem die ÖVP lächerlich gemacht. Diese sei mit ihren Vorhaben "am laufenden Band" gescheitert.

SP-Gemeinderat Heinz Vettermann verwies in seiner Rede zunächst auf die Besucherränge im Gemeinderats-Sitzungssaal. Von dort beobachtete die Klasse einer englischsprachigen Schule das Geschehen. So sehe die Wirklichkeit aus, betonte der SP-Politiker. Lernangebote im Kindergarten sollten jedenfalls nur auf Freiwilligkeit beruhen.

Laut Vettermann ist eines der Hauptprobleme in Sachen Bildung die "frühe Selektion" nach der Volksschule - also vor Eintritt in Hauptschule oder AHS. Dieses Problem werde man nicht in den Kindergarten abschieben können. (APA)