Die Handysparten von Siemens und Motorola stehen angesichts des harten Wettbewerbs aus Asien sowie hausgemachter Probleme Analysten zufolge erneut vor einem schweren Jahr. Viele der Experten halten es durchaus für möglich, dass sich der Münchener Technologiekonzern Siemens binnen der nächsten zwölf Monate von seinen Mobiltelefonen trennt.

LG auf der Überholspur

Nach einer Umfrage von Reuters unter Analysten könnte Siemens 2005 von dem japanisch-schwedischen Joint Venture SonyEricsson sowie LG Electronics aus Südkorea überholt werden um bis zu zwei Plätze auf Rang sechs weltweit abrutschen. Profitieren dürften hingegen asiatische Hersteller, die in den vergangenen Jahren beim Einsatz von Farbdisplays, polyphonen Klingeltönen sowie hochauflösenden Kameras die Nase vorne hatten. Auch hatten viele westliche Anbieter die Bedeutung von Klapp-Handys unterschätzt.

"Sie sitzen auf Gold"

Zu den Gewinnern im kommenden Jahr dürfte nach Einschätzung der Analysten hingegen SonyEricsson zählen, deren Produkten allgemein ein individuelles und "cooles" Image zugeschrieben wird. "Sie sitzen auf Gold", sagte Gartner-Analyst Ben Wood mit Blick auf das japanisch-schwedische Gemeinschaftsunternehmen. Allerdings wird SonyEricsson wegen seiner eher begrenzten Produktpalette kaum mit den deutlich schneller wachsenden Anbietern LG und Samsung mithalten können, die insbesondere in Europa, Asien, Russland auf dem Vormarsch sind.

Nokia bleibt

Nokia, Nummer eins der Branche, dürfte den Experten zufolge 2005 seinen im abgelaufenen Quartal erreichten Marktanteil von um die 30 Prozent halten - allerdings auf Kosten der Marge.

Im dritten Quartal 2004 rangierte Siemens mit einem Prozent Vorsprung vor LG noch auf Platz vier, doch die meisten Analysten gehen davon aus, dass dieser Abstand nicht von Dauer sein dürfte. Wegen Entwicklungsproblemen, hoher Kosten und einer Softwarepanne bei der neuen 65er-Serie hatten die Münchener im abgelaufenen Geschäftsjahr 2003/04 (zum 30. September) in dem Segment einen Verlust von 152 Millionen Euro verbucht.

Trennung

Die meisten Branchenexperten würden es ohnehin begrüßen, wenn Siemens sich von den Mobiltelefonen trennen oder diese zumindest in eine Partnerschaft einbringen würde. Als möglicher Kandidat gilt der große chinesische Anbieter Ningbo Bird, mit dem der Konzern bereits bei Vertrieb und Entwicklung zusammenarbeitet. Ein umfangreiches Joint Venture würde niedrige Entwicklungs- und Produktionskosten mit einem starken weltweiten Vertrieb kombinieren.

"Konsolidieren oder verlassen"

"In der ersten Jahreshälfte 2005 wird es alleine um Siemens und die Frage gehen, ob sie das Handygeschäft behalten, konsolidieren oder verlassen", sagte Neil Mawston von Strategy Analytics. Ein anderer Experte formulierte es deutlicher: Siemens werde den Teilbereich wohl irgendwann im kommenden Jahr aufgeben. Der Konzern hatte allerdings erst kürzlich gesagt, eine Entscheidung sei noch nicht gefallen.

Schwierig dürfte 2005 aber auch für Motorola werden. Die Amerikaner könnten im Zuge der Übernahme des US-Netzbetreibers Nextel durch Sprint einen ihrer Schlüsselkunden verlieren. "Motorola wird bezogen auf das Gesamtjahr fünf bis sieben Millionen Einheiten verlieren", sagte ein Experte. Dies sei ein Nachteil, mit dem keiner der anderen Mitbewerber leben müsse.

Weltweite Position (in Prozent Marktanteil)

Ende 2005 (Schätzung)* Q3 2004 (Gartner)

Nokia 28 - 33 30.9

Samsung 14.8 - 15 13.8

Motorola 13 - 15.3 13.4

LG 7.5 - 9 6.7

Sony Ericsson 7 - 7.5 6.4

Siemens 6.5 - 7.5 7.6

* Die Tabelle basiert auf den Schätzungen von acht Analysten

(APA/Reuters - von Lucas van Grinsven)