Linz - "Man fährt wieder Bahn": Rollstuhlfahrer müssten dies - nach Angaben von Betroffenen - zumindest auf der Strecke von Steyr nach Linz manchmal im ungeheizten Gepäckwagon tun. Dieser Umstand ist indirekt dem Sparkurs der ÖBB und den damit verbundenen Änderungen bei An- und Abfahrtszeiten sowie der kompletten Streichung mancher Verbindungen zu verdanken.

"Erlebniszug"

Auf der besagten Strecke von Steyr nach Linz verkehrt jetzt am Abend ein so genannter "Erlebniszug". Die Türen seien - so ein Rollstuhlfahrer gegenüber dem STANDARD - zu schmal. "Doch die Bahn wirkt: Rollstuhlfahrer werden am Steyrer Bahnhof von hilfsbereiten Schaffnern kurzerhand in den ungeheizten Gepäckwagen gehoben", beklagt der Mann.

Erinnerungen an vergangene Zeiten

"Das ist einfach unfassbar. Traurigerweise werden da Erinnerungen an Zeiten wach, in denen Menschen in Viehwagons gepfercht wurden", so der Rollstuhlfahrer. Der Mann ist - nach eigenen Angaben - arbeitsbedingt täglich auf diese Zugverbindung um 18.54 angewiesen. "Auf einen späteren Zug, in dem ich zumindest in einem Abteil sitzen könnte, müsste ich über eine Stunde warten", ärgert sich der Betroffene.

Auf völliges Unverständnis stößt diese Art der Beförderung beim Klubobmann der oberösterreichischen Grünen, Gunther Trübswasser, selbst Rollstuhlfahrer. "Mir fehlen fast die Worte. Es ist einfach unglaublich, wie die ÖBB hier Menschen diskriminiert." Man werde sich jetzt "umgehend auch rechtliche Schritte überlegen", so Trübswasser.

ÖBB dementieren

Vonseiten der ÖBB sieht man sich zu Unrecht beschuldigt. "Die Türen des besagten Zuges sind zwar deutlich schmäler, aber es passt trotzdem ein Rollstuhl hindurch", erklärte ÖBB-Sprecher Mario Brunnmayr auf Anfrage des STANDARD. Das Ganze sei "eine politische Intrige einer Steyrer Gemeinderätin" und darüber hinaus gebe es "Rollstuhlfahrer, die mehr Platz wollen und deswegen freiwillig den Gepäckwagen bevorzugen". (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe 17.12.2004)