Wien - Die Österreichische Forschungsgemeinschaft (ÖFG) kann sich für den Vorschlag des Wiener Physikers Anton Zeilinger und anderer Wissenschafter, in Österreich eine "University of Excellence" einzurichten, nicht erwärmen. Sie befürchtet durch eine solche Elite-Universität eine "wissenschaftliche Zwei-Klassen-Gesellschaft", wie Gottfried Magerl, stellvertretender Vorsitzender des wissenschaftlichen ÖFG-Beirats, Mittwoch Abend vor Journalisten erklärte. Auch der Biochemiker und ehemalige Wissenschaftsminister Hans Tuppy zeigte sich skeptisch: "Für mich ist das Projekt keine optimale Lösung."

"Auch ein Anton Zeilinger ist in diesem System groß geworden"

Die ÖFG hat Anfang Dezember ein Symposium zum Thema "Wege zu wissenschaftlicher Exzellenz in Österreich" veranstaltet. Einig sei man sich dabei gewesen, und das ist auch die Linie der Forschungsgemeinschaft, dass an der Förderung der Einzelforscher kein Weg vorbei führe. Vor allem im Bereich von Doktoratstudenten und jungen Postdocs müsse durch die Einrichtung von Doktorandenkollegs und Graduiertenprogrammen angesetzt werden, so Magerl. Außerdem müsse die Grundlagenforschung forciert werden, etwa durch den Ausbau bewährter Institutionen wie des Wissenschaftsfonds FWF, der wissenschaftliche Spitzenleistungen ermöglicht. "Auch ein Anton Zeilinger ist in diesem System groß geworden", so Magerl.

"Wir sollten Eliten an den Universitäten halten und nicht neue Plätze für Eliten schaffen", meinte ÖFG-Generalsekretär Emil Brix. Tuppy, der 2002 den Wittgensteinpreis der ÖFG erhielt, hält es prinzipiell für erfreulich, "dass man in Österreich über Exzellenz spricht und diese auch anstrebt". Es habe in den vergangenen Jahren durchaus Spitzenleistungen gegeben, zwar nicht an einer zentralen Stelle, aber verteilt auf viele Unis. Das neue Universitätsgesetz biete durch die Möglichkeit zur Schwerpunktsetzung den Unis gute Chancen, dem Trend zur Exzellenz nachzukommen.

Tuppy skeptisch

Jeder würde gerne eine Einrichtung in Österreich haben, die sich mit US-Spitzenunis messen könnte, meinte Tuppy, warnte aber davor, dass das dann eine sehr internationale Einrichtung wäre und sich die Frage stelle, "ob die Kosten-Nutzen-Relation für unser Land noch stimmt". Er persönlich habe da große Skepsis. "So wie die University of Excellence jetzt konzipiert ist, müsste sie mit privaten Mitteln finanziert werden", sagte Tuppy.

Wenn man dagegen 100 Millionen Euro an öffentlichen Mittel in die Hand nimmt, so Magerl, "sollte man sie dort hinein geben, wo schon Exzellenz besteht oder Einrichtungen wie den FWF stärken, damit ist mehr getan, als wenn man ein Institut neu gründet und auf die grüne Wiese stellt. Denn damit werden die Bemühungen der Universitäten zu mehr Qualität zur Unzeit unterlaufen". Die Uni-Reform sei gestartet worden, um die Universitäten zur Weltklasse zu bringen, "da darf man den Unis nicht die Möglichkeit wegnehmen, Spitzenleistungen zu erbringen", so Walter Berka, Vorsitzender des wissenschaftlichen ÖFG-Beirats.

"Wo Exzellenz draufsteht ist nicht immer Exzellenz drinnen"

"Lassen Sie sich von einem schillernden Edelstein nicht zu sehr blenden. Wo Exzellenz draufsteht ist nicht immer Exzellenz drinnen", sagte Magerl. Auch in Spitzeninstitutionen wie dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) würden durchschnittliche Leistungen erbracht, "auch dort gibt es eine Leistungspyramide, das ist keine Ansammlung von Nobelpreisträgern".

Die 1977 gegründete Forschungsgemeinschaft ist eine von Bund und Ländern unterstützte unabhängige Wissenschaftsvereinigung, die der Wissenschaftsförderung und -politik Impulse gegen will.(APA)