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Ronald Lauder

Foto: APA/Pfarrhofer
Für Männer mit starken Müttern ist es nicht immer einfach, den Platz im Leben zu finden. Wenn diese Mutter noch einen Weltkonzern aufbaut und ihr Name zum Synonym für guten Duft und schöne Haut wird, dann ist es nicht verwunderlich, wenn der Sohn sein Leben lang rastlos nach anderen Möglichkeiten zur Profilierung sucht.

Kosmetikerbe Ronald Lauder, einst als Muttersöhnchen mit wenigen Talenten verschrien, hat in seinen 60 Lenzen genügend Stoff für drei Erfolgsbiografien angesammelt. Er begann zwar seine Laufbahn bei Estée Lauder Inc., doch als sein älterer Bruder Leonard 1982 von der Mutter das Kommando übernahm, flüchtete er aus dem Familienkonzern.

Gastspiel in Wien

Lauder ging zunächst als Experte für transatlantische Beziehungen in die Regierung von Ronald Reagan, der ihn 1986 als Botschafter nach Österreich entsandte. Dort wurde er mit der Waldheim-Affäre, aber auch mit seiner bis dahin wenig ausgeprägten jüdischen Identität konfrontiert. Das kurze Gastspiel in Wien veränderten sein Leben: Lauder engagierte sich im World Jewish Congress, diente dem früheren israelischen Premier Benjamin Netanyahu als Emissär und machte es sich mit seiner Lauder-Stiftung zur Aufgabe, das jüdische Leben in Zentral- und Osteuropa durch die Gründung von Bildungseinrichtungen wiederzubeleben. In Wien gründete er die Lauder-Chabad-Schule am Augarten und die Lauder Business School in Döbling.

Gemeinsam mit seiner Frau Jo Carole Knopf konnte er in Wien seiner Leidenschaft frönen, der Kunst des Jugendstil. Um seine große Sammlung von Klimt- und Schielebildern zu präsentieren, eröffnete er 2001 an der New Yorker East Side sein eigenes Museum, die Neue Galerie, dessen Café den besten Apfelstrudel von New York serviert. Als Vorsitzender des Museum of Modern Art war Lauder auch für den spektakulären Umbau des MoMA verantwortlich.

Blamage um Kandidatur um das New Yorker Bürgermeisteramt

Von der Politik hat der Vater zweier Töchter die Finger gelassen, seit er sich 1989 in einer millionenteuren Kandidatur um das New Yorker Bürgermeisteramt blamierte. Dafür stürzte er sich in ein Geschäftsfeld, das fernab der familiären Düfte lag. Seine Central European Media Enterprises (CME) ist ein mächtiger Spieler im osteuropäischen Fernsehmarkt. Nur in Tschechien wurde er von seinem Partner aus seiner erfolgreichen Beteiligung Nova TV herausgedrängt. Doch hartnäckig, wie er ist, gab Lauder nicht auf, klagte den tschechischen Staat auf Schadenersatz und kaufte sich am Montag die Mehrheit an Nova TV zurück.

Der Geschäftsmann und Mäzen Lauder gilt als visionär und entscheidungsstark, aber auch als eigensinnig. Ein großer Redner ist er nie geworden. Doch Mama, die erst vor Kurzem mit 97 Jahren starb, hatte allen Grund zum Stolz. (Eric Frey/DER STANDARD; Printausgabe, 15.12.2004))