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Foto: AP/de la Mauviniere
Eisenstadt - Der Mensch ist von Natur aus ein Reisender, erklärte der für seine Bücher und Vorträge weit über seine wissenschaftliche Tätigkeit hinaus geschätzte Soziologe Prof. Roland Girtler Dienstag Abend im Rahmen der Tourismus-Enquete des Burgenland Tourismus in Eisenstadt. "Wir leben in einer Welt, die von Sesshaftigkeit geprägt ist. Der Mensch braucht das nomadische Element, das Herumziehen." Und was den Menschen fasziniere, das sei "das Außeralltägliche", er wolle das Typische der jeweiligen Kultur erfahren, schrieb Girtler den Touristikern ins Stammbuch. "Wenn alle Fremdenverkehrsorte das Gleiche anbieten, ist das fad."

Anhand von zehn Geboten für die Feldforschung, die er einst für seine Studenten aufgestellt hat, formulierte der Wissenschafter zehn Gebote, die auch für den touristischen Bereich anwendbar sind. Gebot Nr. 1: "Du sollst einigermaßen nach jenen Sitten und Regeln leben, die für die Menschen, die du besuchst, wichtig sind." Es sei wichtig, sich anzupassen, so Girtler, "da machen viele Touristen einen Fehler".

Solides Wissen als gute Basis

Man müsse auch eine gewisse Weitherzigkeit mitbringen, also "zur Großzügigkeit und Unvoreingenommenheit fähig sein", lautet eine weitere Regel. "...auch wenn man in Kalabrien unterwegs ist", fügte der Vortragende hinzu. Weiters: Niemals ein abfälliges Urteil über Menschen, Sitten und Gebräuche äußern, sich ein solides Wissen über Geschichte und Kultur der Länder aneignen, die man besucht. Und: "Du sollst - um dich von den üblichen Reisenden zu unterscheiden - vom Erlebten auch berichten." Schon die Reiseschriftsteller des 18. Jahrhunderts hätten sich und auch ihre Leser gebildet. "Tourismus hat auch mit Bildung zu tun."

Girtler warnte auch davor, sich quasi als Missionar oder als Sozialarbeiter aufzuspielen ("Du bist kein Richter, sondern Zeuge."). Eine andere - vielleicht nicht ganz ernst gemeinte - Regel: "Du brauchst eine gute Kondition, um dich wohlzufühlen in stickigen Kneipen und Kirchen." Fazit einer Reise: "Was du erfahren durftest, hat dich reicher, weiser und gütiger gemacht." (APA)