Frau Osek Cihaner leitet einen etwas anderen "Kindergarten" in Wien. Ganze 23 Drei- bis Zehnjährige besuchen derzeit den zweisprachigen "Regenbogen" in der Leopoldstadt. Alltagssprache ist Deutsch, der Lernstoff für die Älteren wird in Türkisch und Deutsch vermittelt.

Einige der über Sechsjährigen kommen nämlich auch nach der Schule in den "Regenbogen", um dort ihre Hausaufgaben zu machen. Der Andrang ist groß: "Wir bekommen so viele Anrufe, wir könne gar nicht so viele Kinder aufnehmen", sagt Cihaner im STANDARD-Gespräch.

Der Kindergarten ist allerdings nur eine von mehreren Betreuungseinrichtungen, die ihren Schwerpunkt auf das Angebot multikultureller Früherziehung legen. Wienweit gibt es insgesamt zehn muttersprachliche Kinderbetreuerinnen an fixen Standorten, die bei Bedarf auch andernorts einspringen.

Große Hilfe für die Kinder

Gyler Poyraz etwa. Poyraz arbeitet mit acht türkischen Kindern im Kindergarten Donaueschingenstraße im 20. Wiener Gemeindebezirk. "Wir schauen Bilderbücher an oder besprechen gemeinsam nochmal durch, was beim Morgenkreis nicht ganz verstanden wurde." Besonders vor Weihnachten muss Frau Poyraz auf einiges, was im Kindergarten besprochen wird, näher eingehen: "Ich lese den türkischen Kindern Weihnachtsgeschichten vor und erkläre, warum wir hier Weihnachten feiern. In der Türkei gibt es das ja nicht."

Ihre Tätigkeit sei eine große Hilfe für die Kinder, sagt Poyraz. Besonders die Kleinsten hätten am Anfang oft keinerlei Deutschkenntnisse. Nach einigen Monaten Kindergarten, verstünden sie die Sprache bereits viel besser, weiß Poyraz aus sieben Jahren Berufserfahrung: "Ich erkläre auch Farben und Zahlen in Türkisch und Deutsch." Dass sei wichtig, um überhaupt Verständnis zu erzeugen, worum es geht. (Karin Moser/DER STANDARD; Printausgabe, 151.2.2004)