Bei einer Festnahme soll ein dunkelhäutiger Linzer - nach eigenen Angaben - verletzt und rassistisch beschimpft worden sein. Der Polizeipräsident bestreitet die Übergriffe.

***

Ein 20-jähriger Linzer war mit einem gleichaltrigen Freund - beide sind dunkle Hauttypen - im April dieses Jahrs in der Linzer Altstadt unterwegs. "In einem Lokal war eine Schlägerei im Gang", erzählt der junge Mann im Gespräch mit dem STANDARD. Daraufhin hätten sie das Lokal sofort verlassen, doch nur wenige Meter weiter "sind wir plötzlich von der Polizei gestoppt worden".

"Ein Polizist packte meinen Freund brutal am Arm. Als dieser sich vor Schmerzen wand, forderte der Beamte Verstärkung an", erzählt der 20-Jährige. Dann hätten sich die Ereignisse überschlagen: "Obwohl uns Zeugen entlasteten, wurden wir verhaftet."

Keine Luft bekommen

"Auf mir knieten fünf Beamte, und als ich sagte, dass ich keine Luft bekomme, hieß es ,Wennst no deppert reden kannst, kriegst auch Luft' und ich ,Scheißneger' soll mich wieder ,in den Kongo schleichen'. Dann wurden wir für eine Nacht inhaftiert", erzählt der junge Mann. "Mein Sohn hat bei diesem unfassbaren Übergriff Hämatome im Gesicht, Würgemale am Hals und Unterhautblutungen im Bereich der Achseln erlitten. Diese Verletzungen sind auch im Linzer Unfallkrankenhaus diagnostiziert worden", erklärt die Mutter.

In einem Gerichtsverfahren im November wurde der 20-Jährige in erster Instanz wegen "schwerer Körperverletzung" und "Widerstand gegen die Staatsgewalt" verurteilt. Völliges Unverständnis ruft dieses Gerichtsurteil bei der Mutter hervor: "Mein Sohn wurde dadurch noch ein zweites Mal bestraft. Und der größte Hohn ist doch, dass er zu einem Schmerzensgeld von 150 Euro verurteilt wurde, da sich ein beteiligter Polizist einen Daumen verstaucht hatte." Eine Berufung gegen das Urteil sei "bereits fix".

"Alles korrekt"

Die Polizei sieht sich im Recht: "Es hat in dieser besagten Nacht eine Massenschlägerei gegeben, in die sich der junge Mann eingemischt hat", sagt der Linzer Polizeidirektor Walter Widholm. Trotz mehrmaliger Aufforderung hätte sich dieser nicht entfernt, dann sei es zur Amtshandlung gekommen. "Die mit Sicherheit nicht so brutal war.

Auch die rassistischen Beschimpfungen haben die Beamten stets bestritten", behauptet Widholm. Eine Prüfung des Unabhängigen Verwaltungssenats (UVS) hätte die Amtshandlung ebenfalls als gerechtfertigt angesehen. (Markus Rohrhofer/DER STANDARD; Printausgabe, 15.12.2004)