Chan sei unbewaffnet gewesen, als er am Montagabend zusammen mit einem weiteren Kommandanten der radikal-islamischen Taliban gestellt wurden. Der entscheidende Hinweis sei von aus dem Umfeld der Taliban gekommen.
Afghanische Polizei bestätigt Festnahme
Wie die Polizei am Dienstag bestätigte, fassten die afghanischen Sicherheitskräfte drei Jahre nach dem Sturz der Taliban in der Provinz Kandahar den ehemaligen persönlichen Sicherheitschef des flüchtigen Talibanführers Mullah Mohamed Omar sowie einen weiteren ranghohen Vertreter der fundamentalistischen Miliz. Nach Angaben des örtlichen Polizeichefs Chan Mohamed wurden die beiden Taliban-Kommandanten Mullah Nakibullah Chan und Mullah Kajum Ahangar am Montag früh in einem Lager der Rebellen in der Nähe ihrer früheren Hochburg Kandahar gefasst.
Chan, einst oberster Leibwächter von Mullah Omar, gelte als operativer Kopf der Aufständischen in der Provinz und eines Teils der Nachbarprovinz Urusgan. Ahangar werde für mehrere Anschläge auf Wahlhelfer im Vorfeld der Präsidentenwahl im Oktober verantwortlich gemacht. Bei der Festnahme beschlagnahmte Dokumente geben laut Polizeichef zudem Aufschluss darüber, wie die Taliban in der Region organisiert sind. Sie könnten zu weiteren Festnahmen führen, hieß es.
Ebenfalls in Kandahar fasste der afghanische Geheimdienst einen weiteren mutmaßlichen Taliban-Kämpfer im Besitz von 210 Kilogramm Sprengstoff und Materialien zum Bau von Bomben. Mit seiner Hilfe sei die Festnahme von sechs weiteren Verdächtigen gelungen, die für die meisten Bombenangriffe in Kandahar verantwortlich gewesen sein sollen.
Nach Einschätzung des lokalen Polizeichefs wurden die Taliban in Kandahar durch die Fahndungserfolge erheblich geschwächt. Ob die Festnahme von Mullah Omars früherem Sicherheitschef helfen werde, den einstigen Talibanführer selbst zu fassen, sei allerdings ungewiss. Es wird vermutet, dass er sich ebenso wie der Chef der Al Qaeda (El Kaida), Osama bin Laden, im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan aufhält.
In Kabul verzögert sich unterdessen die Bildung des neuen Kabinetts. Nach Angaben von Karzais Sprecher stehen eine Woche nach der Vereidigung des ersten demokratisch gewählten Präsidenten alle Entscheidungen zur künftigen Regierung weiter offen. Die Beratungen dauerten an. Nach Angaben eines Vertrauten stemmen sich die alten Kabinettsmitglieder vor allem gegen Karzais Wahlversprechen, bei der Ernennung der neuen Minister strikt auf ihre fachliche Eignung zu achten.
Bei seinem Amtsantritt nach dem Sturz der Taliban hatte Karzai darauf geachtet, Vertreter aller einflussreichen Gruppierungen und Volksstämme in sein Kabinett zu holen. Zu ihnen zählten zahlreiche Kriegsfürsten, die sich in der Folgezeit allen politischen Reformen, vor allem aber dem Kampf gegen den einträglichen Opiumanbau und -schmuggel, widersetzten. Karzais Einfluss reichte deshalb kaum über Kabul hinaus. Dies soll sich nach seinem Willen mit seiner Wahl zum Präsidenten ändern: In seiner Antrittsrede versprach Karzai, entschlossen gegen den Opiumanbau vorzugehen, die Macht der Kriegsfürsten und Provinzgouverneure zu beschneiden und ihre Milizen zu entwaffnen.