Am Wochenende demonstrierten im steirischen Spielberg rund 2000 Menschen dafür, dass dort auf dem ehemaligen Österreich-Ring ein Motorsport- und Flugzentrum entsteht.

Der ehemalige steirische Landesrat Gerhard Hirschmann, einst zuständig für den Ring (der eingegangen ist, weil keine Formel-1-Rennen mehr stattfanden, obwohl Kanzler Schüssel dem britischen Renn-Unternehmer Bernie Ecclestone einen hohen Orden umhängte) hatte zuvor gefordert, "alle", vor allem aber die steirische Politik müssten einen "Bittgang" zum Red-Bull-Unternehmer Dietrich Mateschitz unternehmen, um ihn davon abzuhalten, das Projekt wegen eines negativen Umweltbescheides abzublasen.

Der Bittgang fand also statt, getragen hauptsächlich von Interessierten aus der arbeitsplatzschwachen Region und zum Teil auch mit der von Hirschmann geforderten Knierutscherei.

Mateschitz selbst hatte den Ausspruch getätigt: "Geld ist ersetzbar, Ehre nicht". Von einem nüchternen Unternehmer, der ja damit rechnen muss, dass es bei einem solchen Projekt rechtsstaatliche Verfahren gibt, kam das eher überraschend.

Nun hat Waltraud Klasnic, Landeshauptmann der Steiermark, nach einer Regierungssitzung auch im Namen der beiden anderen Regierungsparteien SP und FP erklärt: "Es wird ein Projekt Spielberg geben." Daran wird sie natürlich gemessen werden. Nächstes Jahr sind Wahlen in der Steiermark. Klasnic muss ihr Super-Ergebnis vom Jahr 2000 verteidigen. Es steht einiges auf dem Spiel.

Der Umweltbescheid und der (vorläufige) Rückzug von Mateschitz hatten sie gerade auf dem Sprung nach den USA erreicht, wo Klasnic ein dichtes politisch-wirtschaftlich-kulturelles Programm vor sich hatte (sie flog übrigens Economy nach Washington, was wohl auf die "Privilegien"-Debatte zurückzuführen ist).

Wer sie bei den Besuchen diverser Gouverneure von Bundesstaaten (Maryland, New York) von Washingtoner Think Tanks und der stellvertretenden UN-Generalsekretärin Fréchette beobachtete, konnte keine Nervosität über die Vorgänge zu Hause bemerken. Klasnic spulte ihr Programm (vor allem Werbung für das Modell des offenen Wirtschaftsraums mit Ungarn, Slowenien, Italien usw.) wie immer freundlich-verbindlich ab.

Tatsächlich ist es aber eine neuerliche Belastungsprobe - nach den schweren Turbulenzen um die Estag - , noch dazu ein dreiviertel Jahr vor der Wahl. "Spielberg" hat auch eine Tiefendimension - es ist die Fortsetzung der schweren Auseinandersetzung mit ihrem einstigen Team-Mitglied Hirschmann.

Der hätte vor zehn Jahren Landeshauptmann werden sollen, musste aber aus privaten Gründen zurückstecken. Der begabte, unkonventionelle Politiker konnte zuletzt seinen Frust nicht mehr bezähmen und entwickelte sich mehr und mehr zum polemischen "Aus dem Off"-Kommentator der steirischen Politik.

Wenn Waltraud Klasnic sagt, es werde das Projekt Spielberg geben, dann muss sie einen Plan oder eine Vergewisserung haben, weil sie eine solche Selbstverpflichtung sonst nicht eingehen würde. Das Land ist bereit, das Projekt Spielberg mit einer eigenen Gesellschaft einzureichen, um Mateschitz die Neueinreichung zu ersparen.

Jedenfalls wird aber Waltraud Klasnic im Gespräch mit Mateschitz (und vielleicht auch anderen) ihre berühmte freundliche Hartnäckigkeit einsetzen müssen. Denn nun hat sie ihr politisches Kapital darauf gesetzt, dass es das Projekt Spielberg oder jedenfalls ein Projekt Spielberg gibt. (DER STANDARD Printausgabe, 14.12.2004)