Portugal ist der erste Kunde für den neuesten Pandur II 8 x 8 der Wiener Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug AG (SSF). 260 Stück werden für 344 Millionen Euro gekauft. Das österreichische Bundesheer hat vom Vorgängermodell Pandur 6 x 6 bisher 68 Stück im Einsatz.

Foto: SSF
Wien - "Seit Urzeiten hat der Mensch das Bedürfnis, sich zu schützen: vor Naturgewalten, vor wilden Tieren, aber auch vor Aggressionen aus den eigenen Reihen." Solcher Art wirbt die Wiener Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug AG (SSF), seit Oktober 2003 im Besitz des US-Rüstungskonzerns General Dynamics, im Internet unter anderem für ihre Panzertechnologie. Und das offenbar erfolgreich.

Wie die britische Fachzeitschrift Janes Defense Weekly meldete, gewann SSF einen Großauftrag in Portugal. SSF bestätigte dem STANDARD am Montag, dass die portugiesische Armee 260 Pandur II (davon 20 amphibische Modelle) in der neuesten, achträdrigen Version kauft. Auftragswert: 344 Mio. Euro. Die Verträge sollen noch im Dezember unterschrieben werden. Der Auftrag läuft bis 2009.

Endmontage in Portugal

Entwickelt und gefertigt werden die Panzer im SSF-Werk in Wien Simmering, wo 370 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die Endmontage soll in einem Werk des kanadischen Bombardier-Konzerns in Portugal erfolgen, womit aber der allergrößte Teil des Auftragskuchens in Österreich verbleibt, wie SSF-Sprecherin Erika Stefan betonte.

Für den jetzt verkauften Pandur II 8 x 8 sei Portugal überhaupt der erste Kunde. Vom Vorgängermodell, dem Pandur 6 x 6, seien "weltweit einige Hundert Stück" im Einsatz. Stefan nannte als Pandur-Kunden die Länder Belgien, Slowenien, Kuwait, USA und Gabun in Westafrika.

Beim österreichischen Bundesheer sind bisher nur 68 Pandur-Panzer im Einsatz. Nur, weil das Bundesheer bereits 1994 bei SSF 220 dieser Radpanzer und 110 Kampfschützenpanzer "Ulan" im Wert von 254 Mio. Euro bestellt hat, die Auftragsabwicklung aber ins Stocken geriet. Vom Ulan wurden bisher erst 15 Stück ausgeliefert.

Gegen Konkurrenz aus der Schweiz und Finnland durchgesetzt

Durchgesetzt hat sich die SSF in Portugal gegen Konkurrenz aus der Schweiz und Finnland. Dabei sind allerdings Sonderfaktoren zu berücksichtigen. Denn: Der Schweizer Piranha III stammt aus dem Hause Mowag und damit quasi aus dem eigenen Stall.

Mowag, SSF und das spanische Unternehmen Santa Barbara Sistemas bilden die drei Standbeine von General Dynamics in Europa, dessen Chef der frühere Steyr-General und SSF-Mehrheitseigentümer von 1998 bis 2003, Hans-Michael Malzacher, ist.

Der finnische Patria-Konzern mit dem Pandur-Konkurrenten AMV hätte sein Angebot zu spät abgegeben und sei deshalb nicht in die engere Wahl gekommen, hieß es.

Neben der Panzertechnologie ist bei SSF vor allem die Firmengeschichte interessant. Das Unternehmen gehörte zu Steyr-Daimler-Puch und wurde 1998 von Frank Stronachs Magna-Konzern mitübernommen, noch im selben Jahr aber an Malzacher weiterverkauft.

Bis zur Übernahme durch General Dynamics gehörte rund ein Viertel der SSF der Maschinenfabrik Liezen, der früheren Noricum. (Michael Bachner, DER STANDARD Printausgabe, 14.12.2004)