CSU-Chef Edmund Stoiber und der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan lieferten sich über deutsche Sonntagszeitungen einen ungewöhnlichen Schlagabtausch. "Herr Erdogan soll wissen, dass CDU-Chefin Angela Merkel und ich gemeinsam alle Anstrengungen unternehmen werden, dass am 17. Dezember in Brüssel ein Beschluss gefasst wird, der zu einer wirklich ergebnisoffenen Verhandlung mit der Türkei führt", kündigte Stoiber in einem Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung an.

Er ging noch einen Schritt weiter: Auf jeden Fall werde eine von der Union geführte Bundesregierung ab 2006 "alles unternehmen, damit die Türkei kein Vollmitglied der EU" werde.

Erdogan griff in einem Interview mit der Bild am Sonntag seine Parteifreunde von CDU/ CSU an: "Leider scheint die Opposition in Deutschland zu glauben, mit unserem Beitrittswunsch könne man Innenpolitik machen." Er habe insgesamt den Eindruck, dass die Türkei an strengeren Maßstäben gemessen werde als andere Beitrittsländer. "Kein anderes Land musste 41 Jahre an der Tür zur EU warten", sagte er und fügte hinzu: "Wir haben alle Vorgaben erfüllt, und trotzdem zögern die Europäer. Das kann man durchaus Diskriminierung nennen." Laut einer Umfrage sind 57 Prozent der Deutschen gegen eine weitere Ausdehnung der EU. (DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 13.12.2004)