Die relativ besten Werte erzielt Bundespräsident Heinz Fischer, der weit besser als seinerzeit Thomas Klestil abschneidet.


Linz - "Es gibt drei Dinge, die man von einem Politiker erwartet: Er oder sie soll klar für eine Meinung stehen und nicht herumlavieren. Was Politiker sagen, soll Vertrauen erwecken und glaubwürdig sein. Und zuhören müssen sie können - oder zumindest den Eindruck erwecken, ein gutes Gespür für die Sorgen der Leute zu haben", sagt David Pfarrhofer vom Linzer market-Institut.

Die Werte, die der Meinungsforscher für die österreichischen Spitzenpolitiker erhoben hat, zeigen deutlich, dass sie diesen Kriterien nur mangelhaft entsprechen: Bei mehr als der Hälfte der Befragten ist überhaupt nur eine Person glaubwürdig, nämlich Bundespräsident Heinz Fischer. Er punktet in der Kategorie "Glaubwürdigkeit" bei allen Bevölkerungsgruppen, besonders in der höheren Bildungsschicht und bei SPÖ-und Grün-Wählern, erzielt aber auch unter Anhängern der Koalitionsparteien eine Mehrheit.

Dies steht in einem krassen Gegensatz zu den Ergebnissen, die sein Amtsvorgänger in der letzten derartigen Umfrage hatte: Im September des Vorjahres trauten Thomas Klestil nur 15 Prozent Glaubwürdigkeit zu; jeweils zwölf Prozent attestierten ihm eine klare Position und ein Wissen um die Anliegen der Österreicher. Klestil rangierte damals unter "ferner liefen" auf der Liste der Politiker, Fischer dagegen hat in allen Kategorien die besten Werte.

Im Vergleich zum Vorjahr ist Bundeskanzler Wolfgang Schüssel deutlich zurückgefallen: Im Sommer 2003 empfanden ihn 30 Prozent als klar positioniert, jetzt sind es 26 Prozent. "Gutes Gespür" vermuten 14 Prozent beim Kanzler (Vorjahr: 15 Prozent). Dafür konnte Schüssel in der Kategorie "Glaubwürdigkeit" signifikant von 21 auf 29 Prozent zulegen.

Dennoch werden zwei Politiker der eigenen Partei - die Landeshauptleute Erwin Pröll und Waltraud Klasnic - öfter als glaubwürdig bezeichnet als Schüssel.

Auch die Spitzenrepräsentanten der anderen Parteien, Alexander Van der Bellen (42 Prozent), Alfred Gusenbauer (32) und Hubert Gorbach (31), wurden öfter als glaubwürdig bezeichnet als der Kanzler. Gusenbauer hat seine anderen Bewertungen im Vergleich zum Vorjahr geringfügig verbessert - allerdings nicht so deutlich wie Wiens Bürgermeister Michael Häupl: Ihn halten 36 Prozent für glaubwürdig (gegenüber 13 Prozent im Vorjahr), 23 Prozent bescheinigen ihm eine klare Meinung (Vorjahr: 14 Prozent) und 21 Prozent gutes Gespür (zuletzt: zwölf).

Verbessert hat seine Glaubwürdigkeit auch Jörg Haider - was Pfarrhofer so erklärt: "Haider ist in den letzten Wochen nicht so oft mit parteiinternen Querschüssen aufgetreten, sondern wird primär in seiner Funktion als Landeshauptmann von Kärnten wahrgenommen. An etablierte, mit Stabilität assoziierte Landeshauptleute wie Pröll, der ja in allen Kategorien relativ hoch bewertet wird, Häupl und Klasnic reichen seine Werte aber nicht heran." (DER STANDARD, Printausgabe, 13.12.2004)