Dann sind zumindest die schlimmsten Phasen dieser Produktion vorüber, und man darf während der Interaktionen der Protagonisten mit einem wirklich charmant gestalteten Zeichentrickfilm sogar ein bisschen lachen, wofür man durch das lähmend schwatzhafte Finale ja alsbald auch wieder bestraft wird. Dabei bleibe nicht unerwähnt, dass Dominik Wilgenbus als Textbearbeiter und für die so genannte Inszenierung Verantwortlicher im Gegensatz zur Uraufführung, die im Theater an der Wien vor 76 Jahren fünf Stunden währte, für die trotz aufwändiger Ausstattung von Alexander Weig und prächtiger Kostüme von Gerlinde Höglhammer Christine Sadjina-Höfer langweilige Ausbreitung der schematischen Handlung nur drei Stunden in Anspruch nimmt.
Der gekaufte Prinz
Da wettet Mary, eine junge New Yorker Millionärin, mit ihren Klubkolleginnen, dass sie sich in Jahresfrist einen europäischen Prinzen als Ehemann kauft. Und dann geht es eben los. Ähnlich wie in der Lustigen Witwe gibt es ein verarmtes Königreich, dessen Erbprinz schließlich in ihren Armen landet. Mitverpackt in diese wenig originelle Geschichte ist so etwas wie der Kampf der Wiener Musik mit dem Jazz.
Pech nur, dass Kálmán zu beidem herzlich wenig eingefallen ist. So kommt auch die Musik gleich dem Text über thematische Hülsen nicht hinaus. Solch Kussgeiz der Musen kann schon einmal passieren und ist höchstens durch schmissige interpretatorische Brillanz auszugleichen. Auf die wartet man in dieser Produktion allerdings vergeblich. Was Karen Kamensek, Musikchefin am renommierten Freiburger Theater, mit dem auf dem Höhepunkt seiner Lustlosigkeit aufspielenden Orchester anbietet, sind nicht mehr als konturarme Andeutungen. Operette dirigieren ist nicht jedermanns/fraus Sache.
Die Kunst, die dieser Musik innewohnenden rhythmischen Möglichkeiten aufzuspüren und bei Beibehaltung der Präzision mit Biss zu realisieren, kann man nicht auf Knopfdruck lernen, man muss dazu einfach geboren sein. Allen an diesem Fanal der Charmelosigkeit Beteiligten wäre eine Exkursion in das hinter dem Naschmarkt liegende Restaurant Beograd nahe zu legen, wo man zwei ungarischen Musikern ablauschen kann, wie man Operette spielt.