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Seit der EU-Erweiterung vor einem halben Jahr werden immer mehr Autowracks nicht mehr in Österreich repariert, sondern in den Osten exportiert.

Foto: APA/Grossruck
Wien - "Es sind Einzelfälle", sagt Peter Dietrich, Mercedes-Händler und Innungsmeister der Wiener Kfz-Techniker, auf STANDARD-Nachfrage, ob er durch die EU-Osterweiterung vor einem halben Jahr schon Reparaturkunden verloren hat, "aber die hätte ich auch so nicht behalten". Noch immer werde "vieles im Pfusch gemacht".

Tatsache sei, dass in den neuen EU-Ländern die Arbeitstunde eben nur rund ein Drittel des heimischen Durchschnitts koste. "Und etwa beim Lackieren macht nur ein Viertel der Kosten das Material aus, der Rest ist Lohn." Was die Wiener Mechaniker aber besonders ärgert: "Die Wracks sind zu teuer geworden", sagt Innungsgeschäftsführer Ewald Pfleger.

Mehr Wracks in den Osten

Ein indirekter Effekt der Osterweiterung sei, dass laufend mehr Autowracks in Richtung Osten exportiert und nicht mehr in Österreich repariert werden, weil die Versicherungen manches nicht mehr zahlen. Dies, obwohl diese Havarien keine "technischen Totalschäden" bedeuten. Wirtschaftliche Totalschäden sind es aber sehr wohl über die gestiegenen Wrackpreise. Dietrich: "Schon beim Wort Totalschaden bekommen Kunden Panik."

Die Wrackpreise steigen, weil die Versicherungen in Österreich eine so genannte "Wrackbörse" betreiben - beziehungsweise vom Bewertungssoftwareanbieter Audatex Österreich betreiben lassen. Die Börse gibt es im Internet schon länger, doch "die Nachfrage hat heuer stark zugenommen", so Pfleger. Um als Wrackhändler in den Bieterkreis hineinzukommen, muss man von einer der Partnerversicherungen aufgenommen werden.

Gute Geschäfte

Das Geschäft für die Versicherungen sieht folgendermaßen aus: Man nehme an, ein relativ junges Auto hat eine relativ starke Havarie. Der Wagen ist noch 10.000 Euro wert (Zeitwert), die Reparatur kostet 7000 Euro. Nicht repariert wäre es in Österreich vielleicht nur mehr 2000 Euro wert. Der Bieterkreis ist aber stark erweitert worden, und so könnte der Restwert in der Börse auf 4000 Euro hinauflizitiert werden, da Osteuropäer eben günstiger reparieren und das wiederhergestellte Fahrzeug auf dem jeweiligen Heimmarkt oder noch weiter im Osten dann Gewinn bringend verkauft werden kann.

Nun beginnt aber die Versicherung zu rechnen: Sie bekommt 4000 Euro vom Wrackhändler, muss also nur 6000 Euro drauflegen, um dem Geschädigten den Zeitwert zu ersetzen. Im Vergleich zu den Reparaturkosten von 7000 Euro also eine Ersparnis von 1000 Euro. Argumentiert wird die Weigerung, den Wagen in die Werkstatt zu geben, mit dem Argument des "wirtschaftlichen Totalschadens". Der Restwert (4000 Euro aus dem Internet) plus Reparaturkosten (7000 Euro) überschreitet in Summe (11.000 Euro) den Zeitwert. "Früher hat ein Versicherungssachverständiger den Restwert festgestellt und das hat gehalten, heute aber nicht mehr", so Dietrich. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.12.2004)