Dieselpartikel­filter befreien die Abgase von gesundheits­gefährdenden Mikroteilchen.

Foto: BMW
Wien - ÖVP und FPÖ haben den Forderungen der - ihnen politisch tendenziell nahe stehenden - österreichischen Automobilwirtschaft teilweise nachgegeben. Das Bonus-Malus-System für Dieselpartikelfilter wird zwar Mitte des kommenden Jahres eingeführt, jedoch bekommen filterlose Diesler mit einer Motorleistung unter 110 PS eine Gnadenfrist bis Anfang 2006. Damit haben Importeure und Händler sowie ÖAMTC und ARBÖ nach ihrem anhaltenden Trommelfeuer auf die Entscheider einen Teilerfolg erringen können. Die ersten drei Organisation zeigten sich halbwegs zufrieden, der SP-nahe ARBÖ wettert weiter gegen die "überwiegend fiskalische" Maßnahme, da es auch Mitte 2005 bei den stärkeren Pkw zu wenige Partikelmodelle geben werde.

Neuregelung verabschiedet

Der Nationalrat verabschiedete folgende Neuregelung: Für jeden neu zugelassenen Diesel-Pkw mit Partikelfiltersystem gibt es 300 Euro Rabatt auf die Normverbrauchsabgabe (NoVA) - ab 1. Juli 2005. Wer ab diesem Zeitpunkt noch ein Dieselauto ohne Filter kaufen will, zahlt eine um 0,75 Prozentpunkte höhere NoVA (höchstens 150 Euro). Mittels Abänderungsantrag wurde im Plenum für Kleinwagen noch die genannte Ausnahme geschaffen. Bei Fahrzeugen unter 110 PS (80 kW) werden Malus, aber wohlgemerkt auch der Bonus, um ein halbes Jahr verschoben.

Der Hintergrund: Die Autowirtschaft befürchtete, dass Kaufinteressierte den Erwerb wegen des Malus auf einen späteren Zeitpunkt verschieben könnten, da die Industrie nicht fähig (und/oder willens) war, für den Sonderfall Österreich mehr Fahrzeuge mit Partikelfilter zu liefern. EU-weit steht Österreich ja mit einer derartigen Regelung alleine da. Vor allem bei kleinen Autos ist es schwieriger, den doch noch relativ teuren Filter im Preis unterzubringen oder einen nicht allzu hohen Aufpreis zu verlangen. Laut Branchenschätzungen wird ab Mitte 2005 rund ein Fünftel des Dieselangebotes überhaupt mit Filter lieferbar sein. Derzeit sind es nicht ganz zehn Prozent.

Dieselquote in Österreich bei 70 Prozent

Dieselautos boomen europaweit, daher ist jede Umweltmaßnahme eine potenzielle Störung für Industrie und Handel: Mehr als jedes zweite neue Auto in Westeuropa wird laut dem Bosch-Konzern, dem Markt- und Technologieführer bei den Einspritzsystemen, inzwischen von einem Dieselmotor angetrieben. Im Vergleich hat Österreich mit knapp 70 Prozent eine der höchsten Dieselquoten. In Westeuropa hat der Dieselanteil an den Neufahrzeugen im Oktober 2004 mit knapp 52 Prozent den bisherigen Höchststand erreicht.

In Österreich sind die schwächeren Dieselfahrzeuge ein nicht unwichtiger Volumensbringer: Laut Porsche Austria (Import von VW, Audi, Skoda, Seat, Porsche) leisten ein Drittel aller Selbstzünder in Österreich weniger als 100 PS, zwei Drittel der Diesler sind stärker. (Leo Szemeliker, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.12.2004)