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Günther Platter

foto: ap/punz
Wenn Günther Platter zu Gitarre greift, dann weiß er um den Effekt: Ein Verteidigungsminister, der bei den Soldaten Stimmung machen kann, ist bei der Truppe beliebt und ein nettes Bild für Zeitung und Fernsehen gibt das auch immer her. Zum Berufsmusiker hat es bei ihm nicht gereicht. Auch wenn der Fünfzigjährige in seiner Jugend mit einer Band durch Tirol tingelte, auch wenn er 27 Jahre lang in der Musikkapelle Posaune spielte. Dass er einmal Minister – gar für Verteidigung und Inneres zugleich – werden würde, schien in Platters Jugend noch weniger denkbar.

Da hatte er eine Lehre als Buchdrucker begonnen und diesen Beruf auch ausgeübt, bevor er 1976 zur Gendarmerie wechselte. Es dauerte noch ein weiteres Jahrzehnt, bevor er 1986 – als Gemeinderat seiner Heimatgemeinde Zams im Tiroler Oberland – die politische Bühne betrat. Drei Jahre später war er – im Hauptberuf zu diesem Zeitpunkt Kriminalbeamter, im Privatleben Ehemann und Vater zweier Söhne – im Nebenberuf Bürgermeister.

Die weitere Karriere verlief stetig, aber wirklich schnell wurde der Marathonläufer und Skitourengeher (zwei Hobbys, die er mit ehemaligen Gendarmerie-Kameraden ausübt) erst in den letzten Jahren: 1994 bekam Platter ein Nationalratsmandat, engagierte sich dort für die Exekutive und wechselte erst 1999 als ÖVP-Wehrsprecher zum Thema Bundesheer, das ihn allerdings nicht lange hielt: Im November 2000 kam ein Ruf in die Tiroler Landesregierung – dort war Platter als Nachfolger von Fritz Astl Landesrat für Kultur und Arbeitsmarkt.

Seine politische Heimat ÖAAB gab ihm Rückhalt für noch Höheres: Kurz war Platter als möglicher Nachfolger von Wendelin Weingartner im Gespräch – das wurde allerdings dann Herwig van Staa.

Zeit für den nächsten Karrieresprung: Im Frühjahr erreichte Platter ein Angebot von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel – nicht ganz zur Freude des Establishments im Verteidigungsministerium, wo Platter Misstrauen entgegenschlug. Er hatte nämlich zunächst Mitarbeiter aus dem konkurrierenden Innenressort mitgebracht und (nach den Umgliederungen unter seinem Vorgänger Herbert Scheibner) schon wieder eine Heeresreform ankündigte.

Diese brachte er geschickt auf den Weg, indem er den ehemaligen Wiener Bürgermeister Helmut Zilk mit der Leitung der Reformkommission beauftragte. Die eigentliche Reforminitiative wollte er sich aber nicht aus der Hand nehmen lassen – so kündigte Platter unmittelbar nach der Empfehlung der Kommission, den Wehrdienst ja nicht vor dem Ende des Assistenzeinsatzes an der Ostgrenze zu verkürzen partout das an: Die Wehrdienstzeitverkürzung wird entgegen dem militärisch-fachlichen Rat auf das Wahljahr 2006 vorgezogen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.12./12.2004)