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Strasser bei seiner Abtrittspressekonferenz

foto: apa/artinger
STANDARD: Herr Minister, für Kanzler Schüssel muss Ihr Rücktritt wie ein "Schlag ins Gesicht" gekommen sein.

Strasser: Da sage ich gar nichts dazu.

STANDARD: Ihr Nachfolger wird, zumindest übergangsmäßig, für innere und äußere Sicherheit zuständig sein – unüblich für westliche Demokratien.

Strasser: Mein Nachfolger bekommt von mir jede Unterstützung, die er wünscht. Der Herr Bundeskanzler hat eine gute Entscheidung getroffen.

STANDARD: Manche Politiker können sich von der "Droge Macht" nicht so leicht lösen. Haben Sie Angst vor dem Bedeutungsverlust?

Strasser: Fragen Sie mich in drei Monate. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich eine Frau und gute Freunde habe, die mir immer wieder klar gesagt haben: "Stopp!", wenn ich irgendwelchen Versuchungen zu erliegen drohte. Jedem, der ein hohes politisches Amt übernimmt, muss klar sein, dass dieses für eine gewisse Zeit geliehen ist und dass man dann in das normale Leben zurückkehrt. Und das ist auch gut so.

STANDARD: Sie sagten unlängst, Sie werden dafür bezahlt, Dinge zu tun, die nicht angenehm sind. War das für Sie im Laufe Ihrer Karriere eine Belastung?

Strasser: Selbstverständlich.

STANDARD: Haben Sie als Innenminister Positionen vertreten, die Sie als Privatperson nicht vertreten würden ?

Strasser: Es gibt da unterschiedliche Auffassungen. Das Amt verlangt, dass man die Dinge macht, die notwendig sind.

STANDARD: Sie traten zuletzt, vor allem in Asylfragen, als eine Art "Kettenhund der Regierung" auf. Haben Sie sich dabei unwohl gefühlt?

Strasser: Es liegt in der Natur der Sache, dass man als Innenminister manchen zu weit rechts und manchen zu weit links steht. Die Mitte ist nie ein besonders komfortables Plätzchen, aber diese Mitte habe ich besetzt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.12.2004)