Die US-Mobilfunkanbieter Sprint und Nextel wollen sich Presseberichten zufolge zur landesweiten Nummer drei Branche zusammenschließen. Durch eine solche Fusion würde ein 30 Mrd. Dollar (22,5 Mrd. Euro) schweres Unternehmen entstehen, berichteten das "Wall Street Journal" und die "Financial Times". Die Online-Ausgabe des "Wall Street Journal" zitierte am Donnerstag (Ortszeit) informierte Kreise, wonach beide Unternehmen derzeit über ein Zusammengehen verhandelten. Die Gespräche könnten aber noch scheitern, hieß es weiter.

Der drittgrößte Mobilfunker

Käme die Fusion zu Stande, würde nach Cingular Wireless und Verizon Wireless der drittgrößte Mobilfunkanbieter der USA mit rund 38,5 Millionen Kunden entstehen. Die großen Drei würden sich dann drei Viertel des US-Marktes teilen.

Cingular, eine gemeinsame Tochter der Telekomkonzerne SBC Communications und BellSouth, hatte im Februar nach einem dramatischen Bietergefecht mit dem britischen Vodafone-Konzern den US-Konkurrenten AT&T Wireless für rund 41 Mrd. Dollar gekauft und war dadurch zur Nummer eins in den USA mit 47 Millionen Kunden geworden. Verizon hat rund 42 Millionen Kunden unter Vertrag. Sprint ist bisher mit mehr als 23 Millionen Mobilfunkkunden die Nummer drei. Nextel liegt mit 15,3 Millionen Kunden auf Platz fünf.

Nicht besorgt

Zwischen Sprint und Nextel rangiert T-Mobile USA, die amerikanische Mobilfunksparte der Deutsche Telekom, mit 16,3 Millionen Kunden. Sie würde nach einem Sprint/Nextel-Zusammenschluss sehr viel weiter abgeschlagen noch immer auf Platz vier liegen. Er sei darüber nicht besorgt, versicherte Robert Dotson, der Chef der T-Mobile USA, der Zeitung. T-Mobile habe international 67 Millionen Mobilfunk-Kunden.

Neben den vier großen Konkurrenten gibt es noch zahlreiche kleine Mobilfunkanbieter. Der US-Markt hat mit etwa 172 Millionen Handynutzern einen Jahresumsatz von mehr als 100 Mrd. Dollar. Die vier Branchenführer haben insgesamt mehr als 144 Millionen Kunden. Die großen drei der Branche, Cingular, Verizon Wireless und Sprint/Nextel, würden auf rund 75 Prozent Marktanteil kommen.

An Sprint war früher einmal die Deutsche Telekom beteiligt; der Bonner Konzern hatte sich aber schon 2001 von seinen Anteilen an der US-Firma getrennt. Das Unternehmen macht noch immer mehr als die Hälfte seines Umsatzes von 26 Mrd. Dollar mit seinem seit Jahren stark schrumpfenden regulären Telefongeschäft. Ob und wann dieses bei einer Fusion mit Nextel ausgegliedert würde, scheint völlig offen. Sprint hat im vergangenen Jahr 1,2 Mrd. Dollar verdient.

Gewinn

Nextel, die gewinnstärkste der US-Mobilfunkfirmen, hat 2003 rund 10,8 Mrd. Dollar umgesetzt und 1,5 Mrd. Dollar verdient. Damit wäre Nextel für Sprint ein ertragsstarker Partner mit besonders starkem Kundenstamm bei den Unternehmen. Nextel würde hingegen nach Darstellung von Branchenkennern von der Sprint-Technologie und dem hochmodernen Sprint-Mobilfunknetz profitieren und sich Milliarden für eine Modernisierung des eigenen Netzes ersparen. Nextel wurde in den Vereinigten Staaten vor allem durch ein Mobiltelefon bekannt, das zugleich als Walkie-Talkie funktioniert.

Die Sprint-Aktien legten am Donnerstag um 7,91 Prozent auf 24,28 Dollar zu. Der Nextel-Aktienkurs stieg um 6,58 Prozent auf 29,81 Dollar. Die Aktien von Sprint sind damit insgesamt knapp 36 Milliarden Dollar wert und die von Nextel rund 33 Milliarden Dollar.(APA/AFP/dpa)