Ningi - Ein islamisches Berufungsgericht in Nigeria hat am Donnerstag das Todesurteil gegen eine junge Mutter aufgehoben, die wegen außerehelichem Geschlechtsverkehr gesteinigt werden sollte. Dem Richter zufolge seien die Beweise gegen die 25-jährige Daso Adamu nicht ausreichend. Das vier Monate alte Baby, das die verschleierte Frau während der zweieinhalbstündigen Verhandlung bei sich hatte, könnte auch von ihrem Ehemann gezeugt worden sein.

Die junge Mutter hatte zwar gestanden, zwölf Mal Geschlechtsverkehr mit einem anderen Mann gehabt zu haben, hatte ihr Geständnis später jedoch zurückgezogen. Ihr angeblicher Geschlechtspartner war aus Mangels an Beweisen nicht verurteilt worden.

Zehn Todesurteile

Hochschwanger hatte Adamu einige Wochen im Gefängnis gesessen, war dann gegen Kaution freigekommen, um das Kind zur Welt zu bringen. Während der Gerichtsverhandlung am Donnerstag wirkte sie verwirrt. Nur kurz bevor der Richter das Urteil bekannt gab, verließ sie den Raum, um das Baby zu beruhigen. Nach ihrem Freispruch und der Aufhebung des Todesurteils gab sie keinen Kommentar ab.

Seit der Einführung des islamischen Rechts, der Scharia, im Norden des Landes im Jahr 2000 wurden in Nigeria zehn Frauen zum Tod durch Steinigung verurteilt. Hingerichtet wurde jedoch keine von ihnen. Alle zehn Urteile wurden von Berufungsgerichten aufgehoben.

Die Scharia wurde kurz nach dem Ende einer 15 Jahre dauernden Militärdiktatur und der Rückkehr des ölreichen Landes zur Demokratie eingeführt. Sie trieb einen Keil zwischen den überwiegend von Moslems bewohnten Norden und den Süden, wo mehrheitlich Christen leben. Mehr als 6.000 Menschen starben in dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas in den vergangenen fünf Jahren durch den Konflikt zwischen den beiden Glaubensgruppen. (APA/Reuters)