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Foto: Reuters/MITCHELL
Zuerst Lob: Die variabel betitelte Sendung "Bundesland heute" heißt für die Wiener Seher treffsicher "Wien heute". Lob Ende.

Abgesehen von diesem urban klingenden Titel erinnert diese täglich in ORF 2 ausgestrahlte Belangsendung mit dem Schwerpunkt auf allgemeines immer öfter an einen Landfunk. Neben saisonal bedingten Adventbeiträgen, deren Merkmal am Mittwochabend weniger brauchbare Information als Rührseligkeit gepaart mit Eigenwerbung für einen "Wien heute"-Punschstand war - Prost, bei dem Weg! - sah man Wetterdame Onka Takats ein Schaf streicheln.

Und zwar anlässlich eines Besuchs des Christkindlmarktes am Karlsplatz. Von dort trug sie, neben dem Wollpullover in spe, folkloristisch überzeugend auf einem Heuballen sitzend, das Wetter vor. Das Wiener Wetter! Quasi kretzelweise. Kein Wunder, dass Wiener einen seltsamen Ruf besitzen.

Aber, liebe Leute in den Bundesländern, seid versichert: Wenn Zug'raste einen Anruf von den Erzeugern aus einem Bundesland bekommt, in dem sich diese nach dem Wetter erkundigen, sagt man entweder "sche", "schiach" oder "i waß net" (noch im Bett liegend). Niemand sagt: Am Kahlenberg windet es ganz ordentlich, während sich in der Innenstadt der Nebel hält. An der Wien wurden bereits erste Trockenschwimmer gesichtet, obwohl am Donaukanal der Eisstockverein Leopoldstadt noch, ohne zu versinken, auf die Daube haut.

Niemand tut das! Das Wetter auf "Wien heute" ist also - höflich formuliert - für den Wind. (flu/DER STANDARD/Printausgabe, 10.12.2004)