Begonnen habe alles damit, erinnert sich Karl Seiser, Restaurantchef im Palais Coburg, dass er anlässlich der Geburt seines Sohnes im Jahr 1997 einen Wein suchte, den er zurücklegen könnte und der daher schon ein bisschen etwas Besonderes sein sollte. Irgendeinen Bordeaux kaufen könnte aber ein jeder, warf Alois Kracher ein, es solle eher ein individueller Wein sein, und zwar einer, den Seiser selbst aus diversen Chargen burgenländischer Rotweine, die bei Kracher gerade im Keller lagen, zusammenstellen könnte.

Gemeinsam mit Werber Renato Zapella feilten die beiden an einer Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Zweigelt und Blaufränkisch, und da war dann schön langsam klar, dass es nicht nur bei diesem einen Wein bleiben würde, sondern dass da noch mehr kommen sollte. Und dass man aus genau diesem Grund einen Namen brauchte, der sowohl jedes Jahr anders sein kann, weil ja auch die Cuvées andere sind, der aber auch deutlich macht, dass alle Weine irgendwie zusammengehören: "Vienna Wine Orchestra" also, und der 97er wurde "Trumpet" genannt, "weil er sich ein bisschen vordrängte".

In die Runde wurde schließlich auch noch Alfred Berger, Vorstandsmitglied der NÖM, aufgenommen, "jeder legte ein paar Tausend Euro ein", um einen semi-kommerziellen Weinhandel aufzuziehen - "wir nehmen nichts aus der Firma heraus, alles wird in neuen Wein investiert". Und nachdem sich der 97er "Trumpet" - ein fantastischer Wein, der teilweise aus im Folientunnel getrockneten Beeren gepresst wurde ("Passito"-Methode), an Pinots Noirs aus der Neuen Welt erinnernd -, der 99er "Guitar" und der 2000er "Drums" - würzig, heiß, südlich - rasch und gut verkauften, hatte man Spielraum, schöne Weine auch außerhalb des Burgenlands zu suchen.

"Wir wollen uns gar nicht einschränken"

Einen atemberaubend starken Cabernet Franc aus der Toskana zum Beispiel, bei dessen Lese Karl Seiser im Herbst 2000 dabei war, der dem Önologen von Castello di Valtellina aber zu speziell war, um ihn in einer Cuvée verschwinden zu lassen; oder ein faszinierender Carignan aus über hundertjährigen Weingärten im südfranzösischen Minervois, wohin Seiser aus seiner Wein-&-Co-Zeit noch gute Kontakte hatte; oder einen St. Emilion 2000 von Chateau Matras, fleischig, würzig, wunderschön als Essensbegleiter. "Wir wollen uns gar nicht einschränken", meint Karl Seiser, weshalb neben dem burgenländischen und den "ausländischen" Rotweinen früher oder später auch noch mit Weißweinen zu rechnen sei, "das überlegen und diskutieren wir immer wieder". (DERSTANDARD/rondo/Florian Holzer/10/12/04)