Der neue Ministerpräsident des Kosovo, Ramush Haradinaj, stelle eine "Bedrohung für die Sicherheitslage und Lösung der angehäuften Probleme in der Provinz dar", verkündete die serbische Regierung und forderte von der UN-Zivilverwaltung (Unmik), den am Montag angelobten Premier abzulösen. Unmik-Chef Sören Jessen-Petersen wies diese Forderungen zurück, weil Haradinaj von einem "legitim gewählten Parlament bestätigt worden" sei.

Mit Haradinaj an der Spitze der Kosovo-Regierung sei ein Dialog zwischen Belgrad und Prishtina und die Zusammenarbeit der serbischen Bevölkerung mit den Institutionen des Kosovo "ausgeschlossen", argumentiert wiederum die serbische Regierung. Als Kommandant der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK), habe Haradinaj "Kriegsverbrechen" begangen. Laut einer Anklage am Belgrader Kreisgericht wird ihm vorgeworfen, im Jahr 1999 in der Region Djakovica im Kosovo "persönlich" 67 Personen umgebracht und "Befehle für die Hinrichtungen, Massenvertreibungen, Entführungen und Folterung" erteilt zu haben. Vor zwei Wochen wurde Haradinaj von Beamten des UN-Kriegsverbrechertribunals verhört. In Belgrad wird erwartet, dass Haradinaj bis Jahresende vom Tribunal angeklagt wird.

Haradinaj erklärte sich bereit, mit den serbischen Behörden einen Dialog aufzunehmen, obwohl in Serbien ein Haftbefehl gegen ihn vorliegt. Er meinte allerdings, dass alle angeblichen Beweise gegen ihn in Serbien "fabriziert" worden seien. In Belgrad gibt es keine Bereitschaft, Kontakt zu Haradinaj aufzunehmen.

Internationale Beobachter warnen, dass eine eventuelle Ablösung Haradinajs Massenproteste und "gefährliche Unruhen" auslösen könnte. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.12.2004)