Linz - In der Misshandlungs-Affäre beim Bundesheer gibt es neue Vorwürfe aus Oberösterreich. "News" berichtet, dass einer der in Freistadt eingerückten Rekruten nach den Übergriffen der Ausbildner aus gesundheitlichen Gründen seinen Dienst quittieren habe müssen. Nach einem Angriff auf einen seiner Kameraden habe es ein Gerichtsverfahren gegeben, die nunmehr bekannt gewordenen Ausbildungsmethoden in der Kaserne Freistadt seien aber dabei nicht aufgedeckt worden. Das Militärkommando Oberösterreich kündigte in einer ersten Stellungnahmen eine weitere Untersuchung an.

Mit Gotcha-Pistole ins Gesicht geschossen

"News" gibt ein Interview mit einem Rekruten wieder, der während seines Grundwehrdienstes Widerstand gegen die Schikanen der Ausbildner geleistet habe. Am Tag des Abrüstens sei er von einem Bruder eines Ausbildners mit einer Gotcha-Pistole unmittelbar vor der Freistädter Tilly-Kaserne ins Gesicht geschossen worden.(Unter Gotcha-Waffen versteht man Soft-Air-Waffen, die äusserlich mit Originalwaffen identisch sind, jedoch kleine Hartplastikkugeln verschiessen.Sie werden bei als Sportwaffenspielen sogenannten Gotcha-Games eingesetzt.) Der Fall sei gerichtsanhängig gewesen. Der Schütze sei erst vor Kurzem zur Zahlung von Schmerzensgeld verurteilt worden. Zudem hätten die Ermittler der Exekutive beim Schützen und einem Mittäter Munition aus Heeresbeständen beschlagnahmt. In der Einvernahme hätten die Täter den Schuss-Anschlag damit begründet, dass ihr Opfer ein "Kameradenschwein" gewesen sei, da sie wegen ihm "mehr Dienste schieben" hätten müssen.

Das Militärkommando teilte dazu mit, der Vorfall sei bekannt. Er habe sich aber bereits außerhalb der Dienstzeit und außerhalb der Kaserne ereignet. Er sei gemeldet, angezeigt und vom Gericht verfolgt worden.

Zweitbester Rekrut wurde krank

Weiters zitiert das Magazin Eltern, deren Sohn seinen Grundwehrdienst kurz nach den vorgeworfenen Misshandlungen am 8. Oktober des Vorjahres in Freistadt aus gesundheitlichen Gründen quittieren habe müssen. Der Sportstudent sei zuvor bei der Stellung zweitbester aller Rekruten bei der körperlichen und geistigen Bewertung gewesen. Die Eltern: "Es war nötig unseren Sohn so schnell wie möglich herauszubekommen. Dabei war unser Sohn nicht der Einzige, der damals krank wurde." Auch diese Fakten seien dem Heer seit Mitte Oktober 2003 bekannt.

Drei Suspendierungen

Das Militärkommando stellte dazu fest, soweit bisher bekannt sei, habe die Stellungskommission die vorzeitige Entlassung aus ärztlichen Gründen entschieden. Doch würden die beiden aufgezeigten Fälle noch untersucht. Bisher wurden drei Vorgesetzte vom Dienst suspendiert. (APA)