Bei der Präsidentenwahl gehe es nicht um eine Entscheidung zwischen Russland und dem Westen, glaubt Matiyenko. Auch im mehrheitlich russisch-sprachigen Osten und Süden des Landes sehne man sich nicht in den Schoß des großen östlichen Nachbarn zurück. Aber Regierungschef Viktor Janukowitsch habe die Einführung von Russisch als zweite Amtssprache und die Doppelstaatsbürgerschaft für Russisch-Stämmige (was vor allem Reiseerleichterungen zu den Verwandten in Russland bedeute) in Aussicht gestellt. Das habe ihm sehr viele Stimmen gebracht. Diese Maßnahmen empfiehlt Matiyenko auch Juschtschenko. Im Übrigen werde sich jeder Präsident - auch Juschtschenko - wegen der großen wirtschaftlichen Abhängigkeit gut mit Russland stellen müssen.
Taktisches Geplänkel
Am Wochenende ist zwischen Regierung und Opposition ein neuer Streit um Änderungen im Wahlgesetz entbrannt. Die Opposition will die Änderungen einzeln beschließen, die Regierung nur im Paket mit einer Verfassungsreform. Matiyenko sieht in diesem Streit in erster Linie ein taktisches Geplänkel: "Wenn Juschtschenko jetzt am Verhandlungstisch Kompromisse schließt, dann wird es schwerer für ihn, seine Anhänger auf der Straße zu mobilisieren."