London - Die Preise für Rohöl sind am Mittwoch auf ihre niedrigsten Stände seit Mitte Juli gefallen, nachdem Saudiarabien die Notwendigkeit einer Kürzung des Angebots durch die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) in Frage gestellt hat. "Der Winter kommt und unser angestrebtes Preisband liegt immer noch bei 22 bis 28 Dollar. Warum sollten wir also etwas unternehmen", sagte der saudiarabische Ölminister Ali al-Naimi am Mittwoch zwei Tage vor einem OPEC-Treffen in Kairo.

"Der OPEC-Sortenkorb kostet immer noch 33 Dollar und der Winter im Nordosten (der USA) hat noch nicht einmal begonnen." An den Kontraktmärkten weckten diese Äußerungen die Hoffnung, die OPEC könne von einer Fördermengenkürzung absehen.

Suadiarabien will mehr Öl fördern

Der Future auf ein Fass (knapp 159 Liter) der führenden Nordseesorte Brent zur Lieferung im Jänner gab 57 Cent auf 37,70 Dollar (28,3 Euro) ab. Das Fass US-Leichtöl zur Auslieferung im Jänner verbilligte sich um 58 Cent auf 40,88 Dollar und wurde damit erstmals seit Juli wieder unter der Marke von 41 Dollar gehandelt. Der immer für den Vortag ermittelte Preis des OPEC-Korbs aus sieben Ölsorten fiel am Dienstag um 68 Cent auf 34,21 Dollar.

Al-Naimi sagte, Saudiarabien werde im Jänner weiter mehr Öl fördern als in den Quoten festgeschrieben, so lange Käufer danach verlangten. Die Haltung des Golfstaats gilt als entscheidend in der OPEC, da er der weltgrößte Öl-Förderer ist. Daher wirkten sich die Worte Al-Naimis am Mittwoch auch so stark auf den Ölmarkt aus. Den Großteil des über den offiziellen Quoten liegenden Öl-Anteils förderte Saudiarabien. Mit der Produktion von täglich 9,5 Mio. Barrel förderte Saudiarabien jeden Tag 890.000 Barrel mehr als die Quoten es vorsehen.

Die Internationale Energie-Agentur (IEA), die Industrienationen in Fragen der Energiepolitik berät, hatte das Niveau der Ölpreise am Dienstag immer noch als zu hoch bezeichnet, um wirtschaftliches Wachstum zu ermöglichen, und die OPEC-Produzenten zu vorsichtigem Handeln aufgefordert.

Offiziell fördert die OPEC täglich 27 Mio. Barrel Öl. Einer Reuters-Befragung dieser Woche zufolge förderte das Kartell im November - den Irak ausgenommen - 28,09 Mio. Barrel pro Tag.

Ein bisher milder Winter in den USA weckte Hoffnungen auf steigende Lagerbestände an Heizöl. Neueste Daten aus den USA werden dazu am Mittwoch erwartet. Die Wettervorhersagen für den Nordosten der USA, wo 78 Prozent des Heizöls der USA verbraucht werden, deuten auf höher als übliche Temperaturen für diese Jahreszeit hin und bremsen die Nachfrage nach Heizöl.

"Man hat verstärkt knappe Lagerbestände vorweggenommen, aber das kalte Wetter ist noch nicht eingetreten und wir haben Dezember. Das hat eine Menge Luft aus dem Markt genommen", sagte John Brady von ABN AMRO. Der Preis für US-Leichtöl hat seit Montag vergangener Woche mehr als acht Dollar nachgegeben. Im Oktober hatte ein Barrel mit mehr als 55 Dollar noch ein Rekordhoch markiert.

Der deutliche Preisrückgang der vergangenen Wochen hat bei einigen OPEC-Ländern den Wunsch geweckt, die über den offiziellen Quoten des Kartells liegende tatsächliche Ölförderung, die vor dem Winter den Aufbau von Heizölbeständen ermöglicht hatte, wieder auf das offiziell angegebene Niveau zurückzufahren. "Wir müssen etwas unternehmen", sagte etwa der libysche Ölminister Fathi Omar bin-Schatuan. Sein venezolanischer Kollege Rafael Ramirez ergänzte: "Wir werden das Ausmaß der Überproduktion bewerten und, falls nötig, fordern, dass die Quoten wieder eingehalten werden." (APA/Reuters)