Wien - Anfang nächster Woche tagen in Wien die Landwirtschafts- und Umweltminister der Donaustaaten. Erstmals wird ihnen eine umfassende Analyse über den Zustand der Donau vorliegen, die die Grundlage für weitere Schutzmaßnahmen bilden soll.

Ziel ist es, sich politisch auf ein "Flussmanagement" zu einigen, um den Lebensraum für potenziell über 80 Millionen Menschen zu erhalten. Deutschland, Österreich, Slowenien, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Bulgarien und viele mehr zählen zu den Anrainern und Mitglieder der Donauschutzkommission mit Sitz in der Wiener UNO-City.

Man müsse jetzt etwas tun, meinen Kommissionsleiter Philip Weller und Jasmine Bachmann. Denn mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in den Ländern des früheren Ostblocks und dem damit verbundenen Aufbau der Infrastruktur könne man jetzt eingreifen. In ein paar Jahren sei es zu spät, bereits erzielte Erfolge dahin.

Wassergüte

Sehr unterschiedlich zeigt sich die Wassergüte im Donauverlauf vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer. So sei im Oberlauf der Donau, also in den Gebieten von Industriestaaten wie Österreich und Deutschland, die Belastung mit Pestiziden höher als beispielsweise in Rumänien. Das liege daran, dass für den Einsatz solcher dort kein Geld vorhanden ist, allerdings steige der Druck sie zu verwenden. Dort wiederum fließen mehr Waschmittelrückstände und Abwässer in den Fluss. Hoch sei auch die Belastung in Bergbaugebieten. Erinnerlich ist der Chemieunfall in einem Goldbergwerk an der Theiß. Dort sickerte zyanidhaltiges Abwasser in den Boden. In der Region gibt es ein Projekt mit dem Bundeskanzleramt in Wien, Altlasten zu beseitigen.

Staaten wie Serbien-Montenegro oder Bosnien seien gewillt, Kläranlagen zu bauen, allerdings fehle es an der Finanzierung, sagt Weller. Für solche Projekte versucht die Kommission Finanzierungspartner zu finden. Wichtig sei es etwa, Belgrad an eine Kläranlage anzuschließen, bis dato fließen Abwässer ungeklärt in die Donau. 530 Millionen Euro sind für dieses Projekt nötig. Man denke zur Finanzierung an ein "Tarifsystem", also das Projekt über Kommunalsteuern zu finanzieren und zu betreiben. In Budapest sei es derart gelungen, diese Infrastruktur zu errichten.

Hochwasserschutz Zweiter wichtiger Punkt, den die Minister Anfang nächster Woche beschließen müssen, ist jener über ein Hochwasserschutzprogramm. "Hochwässer werden immer kommen," sagt Weller, "aber man muss damit umgehen." Sprich die Überschwemmungsgebiete müssen erweitert, Retentionsräume geschaffen werden. "Die Leute dürfen nicht mehr in Hochwassergebieten bauen," hofft der Generalsekretär auf Verständnis in den Regionen. (Andrea Waldbrunner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 12. 2004)