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Foto: APA/Fichter
Ein Schutzverein für den Tierschutzverein ist das Gebot der Stunde, und die hierorts gequälte Kreatur knurrt, wiehert, miaut, kräht, zischt, pfeift und bellt auf zu Helmut Zilk, auf dass er endlich das Versprechen der "Kronen Zeitung" wahrmache, die Fäden zu ziehen bei einer geplanten Stiftung zur Rettung des Tierschutzvereines. Denn ein gewaltiges Ringen zweier Damen, der Noch-Präsidentin Lucie Loubé und der Noch-immer-Tierecken-Steherin Maggie Entenfellner, hält die Fauna von Wien und Umgebung in atemloser Spannung gebannt. Wer wird gewinnen?

Auf den letzten Bericht der "Krone" über Quälereien im Tierschutzhaus reagierte der Tierschutzverein mit einem offenen Brief an Frau Entenfellner, in dem es hieß: Wir verwahren uns gegen Ihre gehässige Unterstellung, wir würden Tiere quälen. Schlimmer: Wir haben nicht den Eindruck gewonnen, dass es Ihnen, Frau Entenfellner, wirklich um das Wohl der Tiere geht. Ihre Unterstellungen sind völlig haltlos. Und: Wir fordern Sie auf, Ihre menschenverachtenden, herabsetzenden und verletzenden Behauptungen zurückzunehmen und eine Richtigstellung in der Kronenzeitung zu veröffentlichen!

Dieser Brief, so hieß es am Schluss, wurde von a l l e n Mitarbeitern des Wiener Tierschutzvereines unterschrieben. Ob freiwillig, blieb ungewiss. Denn neben der "Krone" schaltete sich auch eine Presseagentur Top-News Austria ein, die behauptete, es wurde allen Pflegern und Mitarbeitern des Hauses von der Geschäftsleitung unmissverständlich "nahegelegt", einen offenen Brief an die Redaktion der Krone-Tierecke, Frau Maggie Entenfellner, zu unterschreiben, in dem man - als WTV "geschlossen" - die von der Krone wiedergegebenen Vorwürfe von besorgten Tierschützern entrüstet dementiert. Wer diese Petition nicht unterfertigen wolle, der müsse gehen, hieß es am Dienstag Mitarbeitern des Tierschutzhauses gegenüber.

Die Vorfälle schreien geradezu nach einem Menschenschutzhaus, denn um sich vor dem Druck der menschenverachtenden Repressionen, an Nötigung grenzenden Methoden von Angstmache unter den ohnehin schon gestressten Pflegern zu schützen und möglicherweise gemeinsam etwas gegen die unerträglichen Zustände und den Mobbing- und Intrigenalltag im Tierpflegerteam zu unternehmen, gründete ein Teil der noch beschäftigten Mitarbeiter sowie Ex-Mitarbeiter, die den Druck nicht mehr ausgehalten hatten, eine IG, eine Interessensgemeinschaft. Sie haben sich gemeinsam zum Ziel gesetzt, dem Horrorregime der "Altpräsidentin" Loubé - über ihr wahres Alter hüllt sich die streitsüchtige Alleingängerin in Schweigen - und damit unnötigem Tierleid im Tierschutzhaus ein Ende zu setzen.

Offenbar in Kenntnis dieses aufwühlenden Dokuments schrieb die "Krone" darauf hin: Noch-Präsidentin Loubé weiterhin stur - Schwere Vorwürfe von Ex-Tierpflegern. Freilich ohne den geringsten Hinweis auf die Agentur Top-News Austria oder irgendeine Quelle. Die fähigen Pfleger im Tierschutzhaus mussten gehen oder werden unter Druck gesetzt. Der Rest tanzt nach der Pfeife der Noch-Präsidentin Loubé, die sich schwere Vorwürfe gefallen lassen muss. Dennoch erklärte sie, alles sei in Ordnung und - alle anderen, nur nicht sie, seien schuld an unzumutbaren Zuständen.

Wenn Helmut Zilk nicht bald beginnt, die Fäden zu ziehen, könnten die Igel unter dem Horrorregime der Altpräsidentin einen unruhigen Winterschlaf haben. Aber nicht nur im Tierschutzhaus, auch im Hause Lugner hängt nach Ende der letzten ATV+-Staffel der Haussegen ziemlich schief, wie "NEWS" berichtete - und das ohne jede Hoffnung auf ein ordnendes Eingreifen des Wiener Altbürgermeisters. Das dicke Ende der "Lugners" kam - und zwar gleich im doppelten Wortsinn: Während die letzte Folge der Baumeister-Saga mit knapp unter 140.000 Zusehern den Sendeverantwortlichen bei ATV+ ein "All-Time-High" bescherte, legte die Serie im Hause Lugner die Ziegelwände blank: Sind es lediglich "Neckereien", wie der Baumeister galant meint, oder aber echte "Untergriffe", wie Gattin Mausi moniert?

Ein Probleme der Etikette? Die von Richard inszenierte Action vor der Kamera trifft selten Mausis Geschmack. Hauptsache, der Richard trifft ihn. Gravierende Auswirkungen hatten die Differenzen auf die lugnerische Ehe zwar noch keine. Anfänge einer Krise sind Frau Lugner jedoch nicht unbemerkt geblieben. "Die Dreharbeiten waren wirklich eine Katastrophe, unsere Beziehung hat Kratzer abbekommen."

Kein Wunder, klagt sie doch: Er trägt seinen merkwürdigen Humor auf meinem Rücken aus, was ihn einwenden lässt: Die Serie lebt schon vom Diskurs. Sie will künftig ihren Rücken besser schonen, Mörtel Lugner hingegen dreht kräftig an der Mischmaschine. Längst hat er neue Vorschläge für sechs Specials der "Lugners" im Kopf. Las Vegas (Gambeln mit Mausi), New York (Shopping in der 5th Avenue) oder Kuba (Rauchen mit Fidel Castro) stehen zwar auf dem TV-Speiseplan, ob sie tatsächlich gegessen werden, schient nunmehr äußerst fraglich. Wie wär 's mit Wien (Affen füttern mit Loubé)? (DER STANDARD; Printausgabe, 7.12.2004)