Und das, obwohl da am Anfang der Eckerlkäse war (den wir in diesen Jahren des Käse-Qualitäts-Faschismus natürlich als seines Namens unwürdig hießen und Lokale/Pensionen/Hotels/Supermärkte/Geschäfte, in denen Schmelzkäse jedweder Art im Regal, bei Frühstücksbuffet oder sonst einer Gelegenheit auftauchte, weiträumig mieden).
Als ich unlängst aber wieder einmal das Einkaufswagerl durch den schnöseligen Gourmet-Supermarkt schob, wo sich jene treffen, die freiwillig höhere Preise zahlen, fiel mir in Gesellschaft von spanischen Edel-Gazpachos im Tetrapak und finnischem Bergschaf-Käse ein Stapel mit Kartons auf, die eins der besten Logos, welche die Nahrungsmittelindustrie je ersann, zeigte: nämlich die rote lachende Kuh auf dem Schmelzkäse „La vache qui rit“ des französischen Molkerei-Konzerns Bel (verantwortlich unter anderen auch für den „Baby-Bel“ und den grandiosen „Mini-Baby-Bel“, einem dem Geheimratskäse sehr ähnlichen Butterkäse, der aber eben viel besser verpackt war, nämlich Jeton-große Stücke mit Paraffin-Schichte und Reißleine – die roten Wachskugeln ergaben hervorragende Wurfgeschoße). Na was soll ich sagen – ich konnte nicht widerstehen und erwarb eine Packung französischen Schmelzkäse um eine Summe Geldes, für die ich auch schon einen Tomme aus den Pyrenäen oder einen dreijährigen Comté bekommen hätte. Und er war großartig. Nicht nur wegen einer Wickie-Slime-Paiper-mäßigen Sentimentalitäts-Attacke – der „La Vache qui rit“ war früher nämlich deshalb so besonders super, weil er in Würfelform von etwa eineinhalb Zentimeter Seitenlänge verpackt und der Öffnungsmechanismus der österreichischen Eckerl-Ware um Jahre voraus war –, sondern auch deshalb, weil der rahmige, cremige Käse echt nicht schlecht schmeckte.
Rein aus Konsequenz erwarb ich ein paar Tage später ein klassisches Verballhornungs-Produkt, nämlich den deutschen Schmelzkäse „Kiri“ (ohne Lawasch), der allerdings auch nicht schlecht war, mehr so in Richtung Gervais, aber dennoch eindeutig Schmelzkäse (wird übrigens auch von „Bel“ hergestellt).
Und vielleicht trau ich mich demnächst sogar wieder einmal über ein Enzian- oder Alma-Eckerl. Immerhin kam da ja anfangs, als sich das in der Schweiz entwickelte Prinzip des Schmelzkäses in Vorarlberg durchzusetzen begann, ja auch fast nur guter Käse rein, Rohmilch-Emmentaler und Rohmilch-Berg- oder Alpkäse, die sich während der Krise in den 20er-Jahren halt nicht gut verkaufen ließen. Und angeblich wird die Entscheidung, welcher Käse zum Bergkäse gereift und welcher zum Schmelzkäse verkocht wird, auch nur aufgrund optischer Parameter getroffen. Und die Aufriß-Technologie hat mit der französischen sicher auch schon gleichgezogen.