Während US-Außenminister Colin Powell die geplante Wiederholung der Präsidentenwahl in der Ukraine als "Sieg für das ukrainische Volk" bezeichnete, wurde die Entscheidung des Obersten Gerichtes, die Wahlen für ungültig zu erklären, in Moskau heftig kritisiert. Der Kreml-nahe Politologe Sergej Markow sprach von einer faktischen Machtübernahme durch Oppositionsführer Juschtschenko. "Nur in asiatischen Ländern ergreift man erst die Macht und lässt sich dann wählen", so Markow.

Nachdem das russische Parlament vergangene Woche die "zerstörerische Rolle" der Europäischen Union beim Machtkampf in der Ukraine verurteilt hatte, kritisierte der russische Präsident Wladimir Putin nun die USA. Bei seinem Besuch in Indien sprach er von einer zunehmenden Dominanz einer einzelnen Macht, die die "globalen Gefahren des internationalen Terrorismus, der organisierten Kriminalität und des Drogenhandels vergrößere". Indirekt bezeichnete er die Außenpolitik der USA als "diktatorisch". Putin wörtlich: "Eine Diktatur hat noch niemals in der Geschichte der Menschheit und wird auch niemals solche Probleme lösen, schon gar nicht eine Diktatur in den internationalen Beziehungen." Es helfe auch nicht, "wenn die Diktatur in schöne pseudodemokratische Phrasen gehüllt" werde, meinte der Kreml-Chef. "Im Gegenteil, das macht alles nur noch schlimmer."

EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner sagte: "Wir hoffen, dass unsere russischen Freunde ihren Einfluss ausüben werden, um eine friedliche und politische Lösung der gegenwärtigen Lage herbeizuführen." (AFP, dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 06. 12. 2004)