"Drehbuch" für Misshandlungen soll aus Deutschland stammen
In Bundeswehr-Infanterieschule Hammelburg "erfunden" - Keine spontane Idee des Unteroffiziers, sondern exakt geplante Aktion
Redaktion
,
Linz - Bei Untersuchungen der Misshandlungs-Vorwürfe gegen
Bundesheer-Ausbildner in Freistadt in Oberösterreich führt jetzt eine
Spur nach Deutschland. Das "Drehbuch" für die vorgetäuschte
Geiselnahme stamme nicht von einem übereifrigen Unteroffizier,
sondern wurde an der Bundeswehr-Infanterieschule Hammelburg in Bayern
erfunden und durch österreichische Jagdkommandosoldaten im Bundesheer
propagiert. Das berichtet der "Kurier" in seiner Sonntagsausgabe.
In der Infanterieschule Hammelburg und im dazugehörigen
UNO-Ausbildungszentrum führe die Bundeswehr möglichst realitätsnahe
Geiselnahmen durch, so der "Kurier". Allerdings nur für ausgesuchte
Berufssoldaten, Diplomaten und Journalisten in Hinblick auf
Auslandseinsätze. Diese Ausbildungsmethoden würden anschließend von
Ausbildern in Bundeswehrkasernen erprobt, was zum aktuellen
Folterskandal in Deutschland geführt habe.
Ausbildungsvideos mit Szenen wie aus Freistadt
Vor etwa zwei Jahren sollen Offiziere des Jagdkommandos Vorträge
über die Kurse in Hammelburg, die sie soeben absolviert hatten, bei
Dienststellen des Bundesheeres abgehalten haben, so der "Kurier".
Dabei wurden Ausbildungsvideos gezeigt, die den Szenen von Freistadt
stark ähnelten. Diese Ausbildungsmethoden wurden für die
Berufssoldaten des Jagdkommandos in Wiener Neustadt genehmigt und
durchgeführt.
Die Vorgänge in Freistadt sollen auch keine spontane Idee des
hauptverdächtigen Unteroffiziers, Absolvent des Jagdkommandokurses,
gewesen sein, sondern eine exakt vorbereitete Aktion, so der
"Kurier". Für die Geiselnahme mussten vorher alte Kampfanzüge,
Sandsäcke und Gesichtshauben beschafft, sowie der schlammige Platz
für die Geiselopfer vorbereitet werden. Dem ganzen soll ein exaktes
Drehbuch zu Grunde gelegen sein. Im Tagesdienstplan sei eine
derartige "Einlage" nicht vorgesehen gewesen, so der "Kurier". (APA)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.