Rom - Gegen AS Roma und Lazio Rom wird wegen Bilanzfälschung ermittelt. Die Staatsanwaltschaft in Rom leitete Ermittlungsverfahren gegen AS-Klubchef Franco Sensi und den früheren Lazio Rom-Präsidenten Sergio Cragnotti ein. Beide sollen in den Bilanzen den Wert von Spielern völlig überhöht angegeben haben, um so die Überschuldung der börsennotierten Vereine zu vertuschen. Im Fall der Verurteilung drohen Sensi und Cragnotti bis zu vier Jahre Gefängnis, berichtete die "La Gazzetta dello Sport am Samstag".

Spieler weit überbewertet

Bis zum Inkrafttreten des neuen Bilanzgesetzes für Fußballkubs im Februar 2003 hatten fast alle italienischen Vereine ihre Bilanzen durch überhöhte Angaben zum Wert ihrer Profis aufpoliert. So bewertete AS Roma bis 2002 den unbekannten Spieler Paoletti noch mit elf Millionen Euro in seiner Bilanz. Nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes musste Rom seinen Bilanzwert auf 60.000 Euro reduzieren. Durch die Korrektur der Spielerwerte stürzte die bis 2002 künstlich knapp im Plus gehaltene Vereinsbilanz im Jahr 2003 auf ein Defizit von 133,6 Millionen Euro ab.

AS Roma dementierte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft. "Unsere Bilanzen sind gesetzmäßig geprüft und man kann Franco Sensi nicht vorwerfen, er habe sich am Klub bereichert. Ganz im Gegenteil, Sensi hat sehr viel von seinem Privatvermögen investiert", erklärte Roms Vorstandsmitglied Michele Baldi. Er vermutet hinter den Ermittlungsverfahren gegen die beiden Vereine ein Ablenkungsmanöver, um den wegen der Verurteilung im Doping-Prozess ins Zwielicht geratenen Rekordmeister Juventus Turin aus der Schusslinie zu bringen. "Ich finde es seltsam, dass die Ermittlungen ausgerechnet nach Juves Verurteilung eröffnet wurden", sagte Baldi dazu.

In Italien rechnet man damit, dass gegen weitere Klubs Ermittlungsverfahren eingeleitet werden. Laut "Gazzetta dello Sport" prüft die Staatsanwaltschaft in Turin die Eröffnung eines ähnlichen Ermittlungsverfahren auch gegen Juventus, was der römischen Verschwörungstheorie widersprechen würde. Die den römischen Vereinen vorgeworfene Bilanzfälschung nach Artikel 2621 des italienischen Gesetzes bezieht sich aber nur auf börsennotierte Unternehmen. Nicht börsennotierten Klubs droht daher derzeit kein Ermittlungsverfahren. (APA/dpa)