In einer Doppelconférence entwarfen aus gegebenem Anlass Vater Mölzer und Sprössling Friedrich-Wilhelm Moewe in der letzten Ausgabe ihres Familienblattes ein grausiges Bild des in Österreich herrschenden linken Meinungsterrors unter den Titeln: Der "abgesagte" Kommers, beziehungsweise Wir "Buh-Männer" . Der Sachverhalt zusammengefasst: Hotel "Arcotel" geht vor linkem Meinungsterror in die Knie und sperrt Burschenschafter aus. Schon wegen der Vorbildwirkung verdient die Gruselstory Verbreitung.

Der Burschenschafter Not erwuchs einerseits aus ihrem Drang nach Wissen, andererseits daraus: Das Klima hat sich in Österreich so verschärft, dass es salonfähig geworden ist, ältesten Vereinen einen Tag vor der Veranstaltung das Gastrecht aufzukündigen. Das wäre kaum geschehen, hätten die Vereine "Olympia" und "Silesia" dem Direktor des Hotels Wimberger gleich reinen Wein und ihren Plan eingeschenkt, ein wissenschaftliches Symposion und einen daran anschließenden Kommers abzuhalten.

Die Wissenschaftlichkeit des Symposions rief Kritik der Tolerantesten in diesem Land, die Toleranz zwar ständig einfordern, selber allerdings niemals gelebt haben, hervor, lautete das Thema doch: "Frankfurter Schule -Die 9. Todsünde". Letzteres in Anlehnung an Lorenz' Buch "Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit".

Dabei machte man es sich nicht einfach. Eine eigens geschaffene ARGE zeichnete verantwortlich für die Planung - um der Sache einen Hauch von Anstand zu verleihen? Kurz, es brach der Hoteldirektor just einen Tag, bevor es los gehen sollte, unter dem nicht näher beschriebenen linken Meinungsterror zusammen. In einer Aussendung erklärte er, die Hotelleitung hätte nichts von einem Kommers gewusst und stellt fest: "Das angesehene Wiener Business- und Konferenzhotel gehört zu den führenden Tagungs- und Konferenzlocations in Wien und lehnt grundsätzlich sowohl die Geschäftspraktik der Verschleierung als auch diese Art von Veranstaltungen ab." - Ertappt!

Die nüchtern-solide Begründung der Hotelleitung lässt die Beurteilung der sozialistischen Studenten, der Hinauswurf der Burschenschaften ist als Ergebnis konsequenter antifaschistischer Arbeit im öffentlichen Raum und in der öffentlichen Diskussion zu werten, etwas überzogen erscheinen. Die Burschenschaften wollten sich bloß Aufwertung erschleichen, indem sie sich in ein Ambiente hineinschummeln, wo ihre Ideologie unerwünscht ist.

Die Veranstaltung ist dann aber doch noch schön ausgeklungen. Das Symposium wurde übrigens kurzerhand auf das Haus der B! Olympia verlegt. Der Kommers wurde nach Altlengbach verlegt. Und das Beste daran war: Wenn man dann noch sieht, dass es die Burschenschafter schafften, mit Friedrich Romig und Otto Scrinzi nicht nur im eigenen Saft zu schmoren, sondern mit Universitätsprofessor Bernd Rabehl einen langjährigen Freund und Mitstreiter von Rudi Dutschke, auch einen wirklichen Kenner der anderen Seite zu Wort kommen ließen, sieht man wie verzweifelt viele Linke sein müssen.

Und verzweifelte Hoteldirektoren sind dem Selbstmord nahe, von Rudi Dutschke ganz abgesehen, der sich ob seines langjährigen Freundes im Grabe umdreht: Rabehl wartet nach eigenen Angaben auf eine Systemänderung von rechts.

Das hat er mit Andreas Mölzer gemeinsam, der das von seinem Sohn beschriebene Ereignis unter Aufbietung von Herzblut kommentierte: Auf national-freiheitliche Korporationsstudenten braucht man keine Rücksicht mehr zu üben. Der misslungene Auftritt im Hotel Wimberger zeige, dass man gegenüber dem national-freiheitlichen Korporationsstudententum im Lande, in unseren Tagen weder Höflichkeit noch irgendwelche rechtlichen Rücksichten üben muss. Es wird einfach samt und sonders als rechtsextrem, rassistisch oder gar neonazistisch abgetan und damit kann man ihm offenbar jegliches Recht absprechen.

Leider geht Mölzer mit keinem Satz der Frage nach, an wem das wohl liegt. Mit dem Wiener FP-Obmann gibt er allerdings einen kleinen Anhaltspunkt. Weil er dem Vernehmen nach eine Schläger-Contrahage auszufechten gedenkt, wird Strache zum rabaukenhaften Narren stilisiert, der solch angeblich atavistischen Sitten anhängt.

Aber, und jetzt finsterster Verrat, verwunderlich ist es allerdings, dass es auch in den waffenstudentischen Reihen Beckmesser gibt, die die Nase rümpfen, dass ein junger Alter Herr einer Pennal-Korporation eine Pennal-Mensur ausficht. Dass es Besserwisser gibt, die sich dem Vernehmen nach sogar dazu versteigen, Strache die Verantwortung dafür aufzubürden, dass man dem Wiener Korporationsring die Veranstaltungsräume widerrechtlich entzog. . . Dass es auch farbentragende Missgünstlinge gibt, die den linken Zeitgeist-Medien Munition liefern, indem sie der hämischen Frage Vorschub leisten, ob denn der "gelernte Zahntechniker" überhaupt "satisfaktionsfähig" sei.

Tragisch, wenn der Saft des linken Meinungsterrors schon im korporativen Schmortopf vor sich hin köchelt. (DER STANDARD; Printausgabe, 4./5.12.2004)