Nürnberg - Sein an dieser Stelle angekündigtes Konzert im Wiener Reigen am Donnerstag konnte er nicht mehr antreten. Der große britische Songwriter Kevin Coyne ist vorgestern Früh einem schweren Lungenleiden erlegen. Mit von den späten 60er-Jahren heraufreichenden Soloalben wie Marjory Razorblade, Dynamite Daze oder Bursting Bubbles und wunderbar frei zwischen sanftem Folk und ruppigem Punk wechselnden Liedern gelangte der kleine, stämmige und zottelhaarige Mann zwar nie über einen ihm treu ergebenen Fankreis hinaus. Seine ungezügelte, unversöhnlich zornige, höhnische und letztlich doch auch Anteil nehmende heisere Brüllstimme aber, mit der er einige der traurigsten Songs aller Zeiten, etwa das große The Only One, interpretierte, wird unvergessen bleiben. Nach schweren Depressionen und jahrzehntelangen Alkoholproblemen lebte Coyne zuletzt der Liebe und des kleinfamiliären Lebens wegen in Nürnberg, wo er auch eine zweite Karriere als Maler-Autor startete. (schach/DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.12.2004)