Linz - Die Folter-Vorwürfe wurden bei der Befragung von 14 Kadersoldaten aus der Kaserne Freistadt in der Nacht auf Freitag bestätigt. Das gab der Vorsitzende der Bundesheer-Beschwerdekommission, Paul Kiss bekannt.

Noch in der Nacht auf Freitag habe eine Untersuchungskommission bis 04.00 Uhr Befragungen von 14 Kadersoldaten durchgeführt, berichtete Oberösterreichs Militärkommandant Kurt Raffetseder. "Es gibt nichts zu beschönigen, das Video sagt mehr als tausend Worte", ließ er keine Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Bilder erkennen. Paul Kiss habe die umfassenden Niederschriften der Befragungen durch eine Untersuchungskommission ausgehändigt erhalten.

Vorwürfe bestätigt

Vorsitzende der parlamentarischen Bundesheer-Beschwerdekommission Paul Kiss berichtete Freitagnachmittag, dass man voll bei der Arbeit sei. Er wiederholte, dass sich die Vorwürfe in dem Video und in Niederschriften mit 14 Kadersoldaten aus der Tilly-Kaserne in Freistadt bestätigt hätten. Kiss habe noch nicht alle Videos sichten können, und wisse daher noch nicht, ob es noch mehr Folter-Szenen enthält als die bisher in den Medien veröffentlichten. Er stellte aber fest, die bisher bekannten seien "dramatisch und unglaublich genug".

Appell an alle Betroffenen sich zu melden

Kiss erklärte, die Kommission gehe allen Vorwürfen nach. Es gebe - um sich ein Bild machen zu können - Gespräche mit ehemaligen und noch aktiven Grundwehrdienern, unter anderem mit Soldatenvertretern des derzeitigen Einrückungstermines. Weiters mit Personen, die im Zusammenhang mit der Anfertigung des Videos stehen, Verantwortung tragen oder bei der umstrittenen Ausbildung mitgemacht haben. Er appellierte an alle Betroffenen: "Bitte meldet euch und informiert uns". Die Kommission werde alles akribisch und objektiv untersuchen und rasch zu abschließenden Beurteilungen und Schlussfolgerungen kommen.

Gesetzlicher Auftrag

Die Beschwerdekommission sei nun "Herr des Verfahrens". Sie fahre nach Freistadt, um dort physische Präsenz zu zeigen und Gespräche mit den Menschen zu führen. Sie nehme damit den gesetzlichen Auftrag wahr und wolle allen Soldaten zeigen: "Wir sind da als ihre Partner und vertreten ihre Interessen".

Körperlich und psychisch misshandelt

Nach Berichten von Rekruten wurden insgesamt 80 Soldaten der Kaserne Freistadt am Ende eines 40 Kilometer-Marsches Überprüfung ihres Wissensstandes nach der Grundausbildung Opfer einer inszenierten "Geiselnahme". Sie wurden dabei von ihren Vorgesetzten körperlich und psychisch misshandelt, wie ein Video eines Ausbildners zeigt.(APA)