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Die vier Angeklagten (von links oben im Uhrzeigersinn): Martin Wiese, Alexander Mätzing), David Schulz und Karl-Heinz Statzberger.

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München - Im Prozess gegen Führungsmitglieder der deutschen Neonazi-Gruppe "Kameradschaft Süd" des Rechtsextremen Martin Wiese hat ein weiterer Angeklagter bestritten, dass es einen Plan für einen Anschlag auf den Neubau des jüdischen Zentrums in München gegeben hat. "Ich möchte betonen, dass es nie eine Planung für eine Sprengstoffexplosion oder gar einen Anschlag gegeben hat", sagte der 24-jährige Karl-Heinz S. am Mittwoch vor dem Bayerischen Obersten Landesgericht in München.

S. muss sich wie Wiese und zwei weitere Angeklagte unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verantworten. Nach Auffassung der Bundesanwaltschaft hatte der Führungszirkel der Vereinigung einen Anschlag auf den Neubau des jüdischen Zentrums zur Grundsteinlegung am 9. November 2003 geplant. An der Feier am 65. Jahrestag der Nazi-Pogrome gegen Juden hatten der damalige Bundespräsident Johannes Rau und führende Vertreter des jüdischen Lebens in Deutschland teilgenommen.

"Wir machen halt so einen Schmarren"

Der mit kahl geschorenem Schädel vor Gericht erschienene S. stellte das Besorgen von Sprengstoff der Gruppe als reinen Nervenkitzel dar, der Einsatz des Sprengstoffes sei keinesfalls geplant gewesen. "Andere machen Bungee-Springen, wir machen halt so einen Schmarren", sagte er. Die Gruppe sei auch keine terroristische Vereinigung, er selbst distanziere sich von Gewalt. Er habe das persönliche Ziel, Missstände in Deutschland zu beseitigen. Paramilitärisch erscheinende Übungen des Führungszirkels der Neonazi-Vereinigung in Waldgebieten bezeichnete er als "wöchentliche Körperertüchtigung im Wald".

Der Hauptangeklagte Wiese hatte zum Prozessauftakt vor einer Woche die Aussage verweigert. Sein zeitweiliger Stellvertreter Alexander M. hatte eingeräumt, dass über die Möglichkeit eines Anschlags gesprochen worden sei, er hatte dies aber als bloßes Gerede bezeichnet. (APA/Reuters)