So informieren sich Politiker und politische Mitarbeiter

Grafik: STANARD

53 Prozent der Politiker schätzen Public Affairs und Lobbying als positiv ein.

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Lobbyisten lobbyieren in eigener Sache Der Markt für Lobbyismus steckt in Österreich noch in den Kinderschuhen. Das soll sich nach den Vorstellungen einer ganzen Reihe von Public-Affairs- und Public-Relations-Agenturen ändern, die in dieser Dienstleistung einen stark wachsenden Markt sehen.

Lobbying hat in der österreichischen Öffentlichkeit den Geruch von Mauscheln hinter verschlossenen Türen. Trotzdem zeigen eine ganze Reihe von Unternehmensgründungen in dem Bereich, dass Lobbyismus als Marktchance angesehen wird.

Der Grund dafür: Lobbying steht dort, wo Public Relations (PR) vor 15 Jahren standen. Der Markt für eine solche Dienstleistung, bei dem der Auftraggeber – meist ein Unternehmen – über einen Lobbyisten versucht, seine Interessen in der Politik durchzusetzen – wird als stark wachsend angesehen. Grob geschätzt werden damit 30 Mio. Euro Honorarumsatz in Österreich gemacht; ein Wert, der sich in den nächsten Jahren verdoppeln dürfte.

Auch zeigen sich die Adressaten für solche Bemühungen, Politiker und deren Mitarbeiter, gegenüber Lobbying und Public Affairs nicht abgeneigt, wie eine nun vorgestellte Studie des Marktforschungsinstituts Market herausgefunden hat. "Die heimischen Politiker schätzen so etwas durchaus positiv ein", sagt Dietmar Trummer, geschäftsführender Gesellschafter der PR-Agentur Hochegger.com, die die Studie in Auftrag gegeben hat (siehe Grafiken). Franz Fischler, Ex-kommissionsmitglied, hatte dies in einem Vortrag anlässlich der PR-Gala vor einigen Tagen damit erklärt, dass Politiker "auf gute Lobbyisten schlicht und ergreifend angewiesen" sind, weil sie so über konkrete Firmenanliegen informiert würden

Ethikcodes

Allerdings fehlen in Österreich – im Gegensatz zu den Hochburgen des Lobbyismus Washington und Brüssel – Qualitätsstandards, fixe Standesregeln und ein international üblicher Registrierungsvorgang für Lobbyisten (ähnlich wie bei Journalisten). Bei einem heute, Mittwoch, im Parlament stattfindenden Empfang zum Thema, bei der die Studie Nationalratspräsident Andreas Khol präsentiert wird, soll das auch zur Sprache kommen.

Um Zugang zu dem Lobbying-Markt buhlen bereits zwei junge Vereinigungen, die sich nicht sehr freundlich gesinnt sind. Da ist einmal das Austrian Lobbying & Public Affairs Council (Alpac), hinter der etwa die Lobbying-Agentur Kovar & Köppl Public Affairs steht oder Krammer Consultants. Als konkurrenzierende Plattform wurde die Public Affairs Society Austria (Pasa) gegründet, hinter der die größten heimischen PR-Agenturen Publico, Hochegger.com, Trimedia sowie Ecker und Partner stehen.

Deren unterschiedliche Zugangsweise erklärt Walter Osztovics von Kovar & Köppl damit, dass "Lobbying und PR sauber auseinander gehalten werden sollten" und die mediale Öffentlichkeit, die die PR sehr oft sucht, bei diskretem Lobbying nichts zu suchen habe. Anders die Pasa-Lobbyisten: "Sehr oft muss zu einem Problem Öffentlichkeit dazu gebaut werden", sagt Trummer, "und da ist es gut, wenn man dieses Know-how hat."

Who's who

Obwohl die Market-Untersuchung auch ergeben hat, dass die "lobbyierten Politiker" nicht glauben, dass ehemalige Politiker die besseren Lobbyisten sind, finden sich viele bekannte Namen in der jungen Branche. Beispiele: Der ehemalige VP-Politiker Gerhard Hirschmann gründete mit dem einstigen Kommunikationschef der SPÖ und jetzigen Inhaber der PR-Agentur Ecker & Partner, Dietmar Ecker, die Lobbyingfirma Hirschmann & Ecker. Hinter Krammer Consultants steht Karl Krammer, einst Sprecher von Bundeskanzler Franz Vranitzky. Christof Zernatto von Trimedia Public Affairs war zehn Jahre lang Kärntner Landeshauptmann.

Obwohl es noch keinen Honorarkatalog gibt, wird das Geschäft als lukrativ angesehen. "Wir verrechnen nach Zeit oder Projekten", sagt Krammer, der die Honorarforderungen "nahe denen von Rechtsanwälten" stellt. Unisono sagen die Lobbyisten, dass man den großen institutionalisierten Interessensvertretungen in Österreich mit der Dienstleistung nicht das Wasser abgrabe. Vielmehr könnten sich Interessensvertretungen immer nur um Brancheninteressen kümmern, während die Auftraggeber von Public-Affair-Kampagnen meist Firmen mit ihren Einzelinteressen seien. (Johanna Ruzicka/DER STANDARD; Printausgabe, 1.12.2004)