"ABC"-Strategie
Grundsätzlich hielten die USA weiterhin an der dreistufigen so genannten "ABC"-Strategie in der Aids-Prävention fest: "A" steht für "Abstinence" (sexuelle Enthaltsamkeit), "B" für "Being Faithful" (sexuelle Treue) und "C" für "Condoms" (Kondome). Die derzeitige republikanische Regierung von Präsident George W. Bush betone offenbar Abstinenz und Treue, da dies auch ihren gesellschaftlichen und moralischen Überzeugungen entspreche, so die Direktorin für HIV-Themen in der Kaiser Family Foundation.
Eine starke Betonung der Abstinenz-Programme in der Öffentlichkeit durch die offiziellen Stellen der USA im Vergleich zur Kondom-Strategie ortet auch der Politologie-Professor der Princeton-Universität und Leiter der Princeton Aids-Initiative, Evan Lieberman. Der Großteil der Mittel fließe jedoch ohnehin nicht in die Prävention, sondern in die teure medizinische Behandlung von Aids-Kranken.
Wer keine Infizierten mag, mag keine Homosexuellen
In der Frage, warum in manchen Ländern wie Brasilien der Kampf gegen HIV/Aids relativ erfolgreich verlaufen ist und andere Länder wie Südafrika stark nachhinken, hält Lieberman die unterschiedliche Sexualmoral der Gesellschaft für mitentscheidend: Während in Brasilien das Thema Aids offensiv behandelt wurde und etwa beim Karneval öffentlich Kondome verteilt werden, gebe es in Südafrika weniger Liberalität in sexuellen Fragen und auch viel Homophobie in großen Teilen der Bevölkerung. Aids sei zwar keine "Homosexuellen-Krankheit", doch wer HIV/Aids-Kranke besonders stigmatisiere und persönlich ablehne, habe auch eine negative Einstellung zu Homosexuellen, geht laut Lieberman aus Umfragen hervor.
"Verhaltensänderung"
Der Präsident der Hilfsorganisation "Africare", Julius Coles, setzt bei den Programmen in Afrika generell auf "Verhaltensänderung" zur Aids-Prävention: Dazu gehören Beratung und Erziehung sowie die Verteilung von Kondomen. Afrika sei mit zehn Prozent der Weltbevölkerung, aber mehr als 60 Prozent der HIV/Aids-Fälle am weitaus stärksten von der Epidemie betroffen. Die Verbreitung der HIV-Infektionen in Afrika geschehe am häufigsten durch heterosexuelle Kontakte. Besonders Sex zwischen Generationen sowie Sex im Austausch gegen eine wirtschaftliche Leistung spiele dabei eine verheerende Rolle und müsse eingedämmt werden, indem Frauen und Mädchen sozial und wirtschaftlich gestärkt werden, fordert Coles.