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Ratko Mladic wird seit 1995 gesucht.

Foto: REUTERS/Danilo Krstanovic
Belgrad/Sarajewo - Einer der meist gesuchten mutmaßlichen Kriegsverbrecher, der frühere bosnisch-serbische Militärführer Ratko Mladic, ist erst im Juni 2001 aus dem aktiven Militärdienst der jugoslawischen Bundesarmee entlassen worden. Dies berichtet die in Sarajewo erscheinende Tageszeitung "Dnevni avaz" am Dienstag unter Berufung auf Militärdokumente, in die das Blatt Einsicht bekommen haben will. Demnach wurde General Mladic per Verordnung des damaligen jugoslawischen Präsidenten Vojislav Kostunica am 16. Juni 2001 aus der Evidenz der im aktiven Militärdienst stehenden Offiziere gestrichen.

Der frühere bosnisch-serbische Präsident Mirko Sarovic ließ Mladic erst im Jahr 2002 aus dem aktiven Militärdienst entlassen, schreibt "Dnevni avaz". Mladic wurde unmittelbar nach Ende des Bosnien-Krieges im Jahr 1995 vom UNO-Kriegsverbrechertribunal wegen Völkermordes in der ehemaligen Bosniaken-Enklave Srebrenica und der Beschießung von Sarajewo angeklagt. Bis Mitte 2001 lebte er ungehindert in Belgrad. Seitdem soll allerdings jede Spur von ihm fehlen. Die Haager Chefanklägerin Carla del Ponte behauptete wiederholt, dass General Mladic von einzelnen serbisch-montenegrinischen Militärstrukturen geschützt werde.

Ashdown empört über bosnische Serbenrepublik

Der Hohe Beauftragte der Internationalen Gemeinschaft für Bosnien-Herzegowina, Paddy Ashdown, zeigte sich empört über die Tatsache, dass Mladic bis zum Jahr 2002 im aktiven Militärdienst der Republika Srpska gestanden sei. "Dass die Armee der Republika Srpska noch vor zwei Jahren ein Arbeitgeber-Angestellten-Verhältnis mit Herrn Mladic gehabt hat, ist skandalös" und ein Beweis für die "schamlose Missachtung" ihrer international eingegangenen Verpflichtungen durch die Serbenrepublik, kritisierte Ashdown am Dienstag in einer Aussendung in Sarajewo.

Der Friedensvertrag von Dayton aus dem Jahr 1995 enthält nämlich die Verpflichtung, alle vom UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag gesuchten Kriegsverbrecher auszuliefern. Die Behörden in Banja Luka hätten dagegen Mladic nun offenbar noch sieben Jahre lang seinen Sold bezahlt. Dies sei ein Beweis für die "systematischen Schwächen" insbesondere im Innen- und Verteidigungsministerium der Republika Srpska, betonte Ashdown. (APA)