Auch die Janukowitsch-Hochburg Dnjepropetrowsk, Stadt im Herzen der Ukraine mit über einer Million Einwohner und rund 400 Kilometer südöstlich von Kiew situiert, blüht...

...dieser Tage in Orange, der Farbe des Oppositionskandidaten Viktor Juschtschenko. Verkehrsmittel, Menschen, Bäume, Häuser tragen die charakteristischen Bändchen.

Traditioneller Versammlungspunkt: Der Platz vor der Oper, immer zu beobachten per Webcam.

Doch nicht nur Juschtschenko-Anhänger finden sich ebendort ein, auch Janukowitsch-Unterstützer - hier im Hintergrund - beanspruchen den Platz. Getrennt werden beide Mengen nur durch wenige Meter und wenige Uniformierte,...

...die sich allerdings dezent verhalten und sichtlich dazu aufgerufen wurden, Ruhe zu bewahren und auszustrahlen. Die Stimmung am Platz ist aufgeheizt, aber friedlich und von Eskalation weit entfernt. Man könnte sogar von einer feierlichen Atmosphäre sprechen, die durch Musik - von HipHop bis Rock - unterstützt wird.

Auffällig die Verhaltensmuster der politischen Gegner: Während die Juschtschenko-Anhänger sich mit Spechchören ("Sklaven") lautstark bemerkbar machen, setzen jene Janukowitschs eher auf die Kraft der Ruhe. Die Ursache der Stille glauben manche Orange-Farbene zu kennen: Janukowitschs Leute sollen nicht wegen Überzeugung sondern aufgrund von Bezahlung präsent sein.

Auch die Lenin-Statue im Zentrum, nur unweit von der Oper entfernt, bietet sich als Treffpunkt an.

Letztwöchig ebendort zugegen: Ein kleiner Haufen Austria Wien-Fans, die zum UEFA-Cup-Spiel gegen Dnjepr per Auto und ab Lemberg per Zug angreist waren - begleitet von einem ORF-Team der Sendung "Am Schauplatz". Der junge Herr mit blauem Kapuzen-Pulli und grauer Kappe...

...erklomm das Podest und sprach aufmunternde Worte zu den hier zu sehenden Demonstranten: "Ich hoffe, es wird Euch einen Tag so gut gehen, wie uns in Österreich." Violetter Nachsatz: "Und die Austria wird heute gewinnen."

Von Dnjepr-Fans geortet, setzte es kurz darauf blutige Prügel. Die Verletzten - wie der Herr im Hintergrund mit Turban - wurden vom Mannschaftsarzt der Austria im Grand Hotel Ukraine umsorgt. Auch die Herren des ORF entkamen der Gewalt nicht, eine Kamera ging zu Bruch und wurde provisorisch zusammengeklebt. "Kein Problem, alles versichert" bestätigte ORF-Mann Lukas Grafleitner vor Ort. Das ganze Theater ist am Dienstag ab 22.30 Uhr in der Sendung "Am Schauplatz" auf ORF2 zu sehen.

Fußball gespielt wurde dann übrigens auch...

...und trotz aller politischen Aufregung strömten des Abends die Massen ins Dnjepr-Stadion...

...und tanzten bei frostrigen Temperaturen von bis zu -10 Grad zu Ricky Martins Rhythmen ("Un, dos, tres, allez, allez, allez") und einem 1:0-Erfolg ihres Teams über Austria Wien. Politik-Kundgebungen im Stadion waren verboten, Juschtschenko-Sprechchöre gab es dennoch. (Philip Bauer)