Wien - In Österreich gibt es immer mehr Jugendliche, die weder einen Job haben, noch in Ausbildung stehen. Aktuelle Zahlen sprechen davon, dass dies bereits bei sieben Prozent der 15- bis 19-jährigen Burschen und bei fünf Prozent der weiblichen Jugendlichen eines jeden Jahrgangs der Fall ist. Von dieser Entwicklung sind zum einen Schulabbrecher aus der Mittelschicht und zum anderen Migrantenkinder, die nur die Pflichtschule durchlaufen haben, betroffen, stellt Johanna Ettl, stellvertretende AK-Direktorin, im Gespräch mit dem STANDARD fest. Vor allem die Jugendlichen aus Migrantenfamilien, vielleicht noch dazu ohne gute Deutschkenntnisse, bleiben völlig auf der Strecke, da durch Auslagerung von Produktionen ins billigere Ausland auch viele Hilfsarbeiterjobs wegbrechen, so Ettl.

Jobsorgen im Mittelstand verstärkt

Außerdem verstärken die aktuellen Arbeitsmarktprobleme in Österreich auch die Jobsorgen im Mittelstand: Fertige Akademiker verdrängen Maturanten, die wiederum vor allem den Absolventen der berufsbildenden mittleren Schulen die Jobs streitig machen, während diese fertige Lehrlinge konkurrenzieren und "die Jobchancen von lediglich Pflichtschulabsolventen dadurch faktisch auf null sinken". Wegen der Enge des Arbeitsmarktes jobben viele Schulabbrecher schwarz oder geringfügig.

Keinen Grund zur Entwarnung sehen Arbeitsmarktexperten darin, dass Österreich beim Anteil der Personen ohne Job und Bildung im OECD-Vergleich aber noch halbwegs passabel abschneidet.

Miese OECD-Zahlen

Dies komme nur dadurch zustande, dass die OECD-Zahlen auch Länder wie die Türkei oder Mexiko umfassen, in denen die Arbeits- und Ausbildungssituation vieler Jugendlichen besonders schlecht sei, was die Statistik hart nach unten verzerrt. So geht der OECD-Schnitt von 16,6 Prozent Jugendlicher im Alter zwischen 20 und 24 Jahren (Österreich: 11,7 Prozent) ohne Job und Bildung aus. Ende Oktober suchten 57.278 Jugendliche (von 15 bis 24 Jahren) Arbeit. Dass sich diese Zahlen mittelfristig verbessern könnten, glaubt Ettl nicht. Für die Ökonomin ist "ein Anspringen der Konjunktur und damit des Arbeitsmarktes nicht in Sicht." (Monika Bachhofer, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27./28.11.2004)