Brüssel - Mit den Ermittlungen gegen den österreichischen Europaabgeordneten Hans Peter Martin sind drei Mitarbeiter der EU-Betrugsbekämpfungseinheit OLAF beschäftigt. Darunter ist auch eine aus Österreich gebürtige Staatsanwältin, wie OLAF-Generaldirektor Franz-Hermann Brüner am Freitag vor Journalisten in Brüssel sagte. Martin forderte Brüner unterdessen in einem im Nachrichtenmagazin "Format" abgedrucken "offenen Brief" auf, ihn zu befragen. "Bitte ermitteln Sie endlich! Ich habe nichts zu verbergen", wandte er sich an den OLAF-Chef.

Brüner kennt den Brief nicht

Brüner will sich nicht von Außen unter Druck setzen lassen. "Ich kenne den Brief nicht", sagte er lediglich zu den Vorwürfen Martins. Der wegen Fälschungsvorwürfen unter Druck geratene EU-Abgeordnete gibt an, er bemühe sich seit Sommer vergeblich um ein aufklärendes Gespräch bei Brüner. "Ich habe nichts zu verbergen, der Finanzchef des Europäischen Parlaments hat alles untersucht und zurückgewiesen", schreibt der EU-Abgeordnete. Der für Finanzfragen zuständige Generaldirektor im EU-Parlament, Roger Vanhaeren, hat bisher lediglich bestätigt, dass es auf Martins Wunsch am 24. November zu einem Treffen gekommen sei.

Der 9. Oktober 2001

Kern der Vorwürfe ist eine Sitzung am 9. Oktober 2001. An diesem Tag hielt Martin in Kopenhagen einen Vortrag. Er nahm von dort aus einen Flug, der laut Flugplan um 16:10 Uhr in Brüssel ankam. Am gleichen Tag bestätigte Martin aber mit einer Unterschrift seine Teilnahme an einer Sitzung des Industrieausschusses, die laut Protokoll um 16:15 Uhr zu Ende ging. Martin selbst beharrt darauf, dass er an der Sitzung teilgenommen habe und geht von einem Irrtum in der Verwaltung aus. (APA)