St. Pölten - Wenige Tage vor der Inthronisierungsfeierlichkeiten von Bischof Klaus Küng in der Diözese St. Pölten (am Sonntag) hat der Paudorfer Pfarrer Pater Udo Fischer, der jahrelang "im Clinch" mit dem nunmehrigen Altbischof Kurt Krenn lag, die Kirchenleitung attackiert, berichtete Kath.Net am Freitag. "Das Heil der Seelen sollte wichtiger sein als sklavischer Gehorsam gegenüber Rom", schrieb er im Leitartikel seiner Kirchenzeitung "JA".

Anlass war laut Kath.Net eine Entscheidung des Pastoralrates in Linz: der Beschluss, dass künftig nur noch ein Priester für 4.700 Katholiken am Land zur Verfügung stehen werde. Pater Udo kritisiert dies und fordert die Zölibatsaufhebung und die Weihe von Frauen zu Priesterinnen. "Wäre es nicht besser, den Zölibat aufzuheben und etwa Religionslehrer oder Pastoralassistenten - Frauen eingeschlossen - zu Priestern zu weihen und mit der Leitung von Pfarren mit 500 oder 800 Katholiken zu betrauen - im ,Nebenjob' etwa?"

Für Fischer bedeutet der Beschluss des Pastoralrates "das Ende einer mehr als 200 Jahre alten Tradition von Klein- und Kleinstpfarren". In einer Zeit fortschreitender Vereinsamung und bedrängenden Kommunikationsverlustes bräuchten die Menschen jedoch geistliche Gesprächspartner mit sakramentaler Vollmacht "hautnah nebenan".

Fischer am Schluss seines "JA"-Leitartikels: "Nach Zusammenlegungen der Gemeinden und Schulen, nach Schließungen von Gendarmerieposten und Postämtern macht jetzt die Kirche dicht. Sie könnte dem zentralistischen Zeitgeist entgegenwirken. Warum tut sie's nicht?"

Udo Fischer war im Februar 1998 von Krenn als Pfarrer abgesetzt worden. Er amtiert jedoch weiterhin, weil ihn der Göttweiger Abt Clemens Lashofer als "eigenen Nachfolger" vorschlug. (APA)