Wenn die Ressortchefin diese Situation völlig gelassen sehe, wäre es am Bundeskanzler, sie zu entlassen, erklärte Bundesgeschäftsführerin Bures am Freitagvormittag. Die Grünen fordern indessen eine Umdenken im Bildungswesen.

Jeder, der die Zukunft der Kinder und Jugendlichen verspiele, habe in einer Regierung nichts verloren. Einen parlamentarischen Misstrauensantrag plant die SPÖ derzeit nicht, da man mit einer automatischen Ablehnung durch die Koalition rechnet.

Vielmehr hofft Bures, dass bei Gehrer Selbsterkenntnis einkehrt. Ihr Appell sei, dass ein Politiker sehen müsse, wenn er gescheitert sei. Und dies sieht die Bundesgeschäftsführerin angesichts der PISA-Studie und des "Chaos an den Unis" als gegeben an.

Eine "Trendumkehr" im Bildungswesen fordern die Grünen. Man könne zwar diskutieren, wie seriös es sei, zur noch nicht vorliegenden neuen PISA-Studie Stellung zu nehmen, betonte Bildungssprecher Brosz. Was man allerdings habe, sei die PISA-Studie 2000, die dem österreichischen Schulsystem eine "dramatische soziale Schieflage" attestiert habe. Als Konsequenz forderte Brosz die Abschaffung der Zwei-Drittel-Erfordernis für Schulgesetze, Änderungen beim Finanzausgleich sowie die volle Umsetzung der Vorschläge der Zukunftskommission für die Schule - ohne ein "Herausklauben der ideologisch sympathischen Punkte".

Der kolportierte Absturz bei PISA 2003 wäre "nicht verwunderlich", meinte Brosz weiter. Die Verantwortlichen im Bildungsministerium hätten gewusst, dass durch die Untergewichtung der traditionell schlechter lesenden Berufsschüler im Jahr 2000 ein methodischer Fehler gemacht worden sei. Außerdem habe PISA 2000 schon deutlich gemacht, dass es in Österreich wie in kaum einem anderen vergleichbaren Land drastische Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Schulen gegeben habe. (APA)