Madrid - Der spanische Fußball-Rekordmeister Real Madrid sieht in jüngsten Berichten über rassistische Zwischenfälle im Bernabeu-Stadion eine gezielte Kampagne britischer Medien. Beim Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Bayer Leverkusen (1:1) habe das Publikum sich tadellos verhalten, betonte der Club in einer Erklärung. Der Präsident der Europäischen Fußballunion (UEFA), Lennart Johansson, habe sich auf der Ehrentribüne selbst davon überzeugen können.

Real glaubt an winzige Minderheit

Das Madrider Sportblatt "As" berichtete am Donnerstag, britische Medien hätten gezielt Kameras in der Fan-Kurve eingesetzt, in der die berüchtigte Gruppe der "Ultras Sur" ihre Plätze habe. "Es war klar, dass hier etwas gesucht wurde, was es nicht gab", zitierte das Blatt einen Verantwortlichen des Clubs. "Hier wurden Informationen manipuliert." Die dunkelhäutigen Bayer-Profis Juan und Roque Junior sollen mit dem Nazi-Gruß und Affengeschrei verhöhnt worden sein.

"Wenn es solche Zwischenfälle gegeben haben sollte, gingen sie von einer winzigen Minderheit des Publikums aus", betonte Real in seiner Erklärung. "Kein Spieler und kein Verantwortlicher des Clubs hat davon etwas mitbekommen. Real verurteilt Vorkommnisse dieser Art in jedem Fall ohne Einschränkungen." Der Club habe auch als erster Verein die rassistisch motivierten Anfeindungen gegen dunkelhäutige englische Spieler beim Länderspiel Spanien - England (1:0) vor einer Woche verurteilt.

Die Zeitung vermutet, dass die britische Presse die Bewerbung Madrids um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2012 in Misskredit bringen wolle. Um die Spiele bewirbt sich auch London.

UEFA bestätigt Vorwürfe

Die UEFA hat wegen der Vorkommnisse am Donnerstag eine Untersuchung eingeleitet. Leverkusens dunkelhäutige Spieler Juan und Roque Junior seien mit rassistischen Gesängen verhöhnt worden, teilte die UEFA am Donnerstag mit. Außerdem seien Fans beobachtet worden, die den Nazi-Gruß gezeigt hätten.

Die UEFA will sich bei der Untersuchung unter anderem auf Fernsehbilder stützen. Sie räumte ein, dass in den Berichten des Schiedsrichters und des Spielbeobachters keine Zwischenfälle dieser Art erwähnt worden seien. Weiters wurde angekündigt, dass nach Abschluss der Untersuchung über mögliche Sanktionen entschieden werde, sofern solche überhaupt für angemessen erachtet würden. Der UEFA-Sprecher William Gaillard hatte zuvor erklärt, eine Strafe könne von einem Spiel vor fremder Kulisse oder vor verschlossenen Toren bis zu einem Ausschluss des Teams reichen. (APA/dpa)